Das Waffensystem im Future Combat Air System (FCAS), dem für 2040 geplanten Luftkampfsystem von Deutschland, Frankreich und Spanien, droht in den Gesamtkosten deutlich teurer zu werden als bisher bekannt. Laut der heute veröffentlichten Greenpeace-Studie „Flug ins Ungewisse: Die teure Odyssee des Future Combat Air Systems" von der Informationsstelle Militarisierung (IMI) addieren sich die Gesamtkosten bis Ende des Nutzungszeitraums (2070er Jahre) auf 1,1 bis 2 Billionen Euro. Die Berechnung umfasst die Kosten für Entwicklung, Beschaffung, technische Konstruktion und Unterhalt. Die bislang verfügbaren Kostenschätzungen über 80 bis 100 Milliarden Euro bezogen sich nur auf die Entwicklung.
Die langfristigen Kosten dieses Waffensystems liegen um ein Vielfaches höher als die schon astronomischen Entwicklungskosten. Das geht finanziell zu Lasten von vielen anderen Bereichen, unter anderem Klimaschutz und Sozialem. Die Bundesregierung muss deshalb das Projekt überdenken. Es dürfen keine weiteren Zusagen gemacht werden, ohne die finanziellen und politischen Konsequenzen klar abzuwägen.Greenpeace-Sprecher Christoph von Lieven
FCAS ist ein Luftkampfsystem, das militärische Flugzeuge und Drohnen miteinander vernetzt. Im Zentrum steht das Waffensystem "Next Generation Weapon System" (NGWS), bestehend aus hochmodernen Kampfflugzeugen der sechsten Generation. Die Studie liefert erstmals belastbare Informationen über die Gesamtkosten des Systems. Die Berechnung basiert auf einer Methode des amerikanischen Verteidigungsministeriums für die Lebenszykluskosten eines Waffensystems. Demnach machen Forschung und Entwicklung des auch als Atomwaffenträger vorgesehenen Systems lediglich 7 Prozent der Kosten aus. 28 Prozent entfallen auf Beschaffung, 1 Prozent auf militärische Konstruktion und 64 Prozent auf Betrieb und Unterhalt.
In einem weiteren Schritt wurde anhand der Erfahrung mit ähnlichen Projekten von einer erwartbaren Verteuerung zwischen 18 und 38 Prozent ausgegangen. Bei 100 Milliarden Euro Entwicklungskosten könnten die von den Partnerländern zu tragenden Gesamtkosten für das NGWS im FCAS unter Berücksichtigung einer 38-prozentigen Verteuerung so bis zu 2 Billionen Euro betragen.
Hinzu kommt, dass sich die Partnerschaft zwischen Deutschland, Frankreich und Spanien schwierig gestaltet. Abweichende Prioritäten der beteiligten Unternehmen, ein unterschiedlicher militärischer Bedarf sowie verschiedene Herangehensweisen bei der Rüstungsexportpolitik werfen Fragen zur langfristigen Zusammenarbeit auf. Gleichzeitig erhöhen internationale Konkurrenzprojekte den Druck.
Deutsche Politiker:innen können über die Fortsetzung von FCAS abstimmen und mittels Maßgabebeschlüssen finanzielle Freigaben beeinflussen, um so Kosten, Risiken und die Beteiligung der deutschen Industrie zu kontrollieren. Vor der nächsten Entwicklungsphase, die eigentlich im Jahr 2024 beginnen sollte, muss der Haushaltsausschuss erneut über das Projekt entscheiden.
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Kontaktdaten
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- Christoph von Lieven
- Experte für Frieden und Abrüstung
- christoph.von.lieven@greenpeace.org
- 0171-8780802
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