Mainz, 21. 11. 2023 – Für eine Wandel der Fleischindustrie weg von der klimaschädlichen und tierquälerischen Billigfleischproduktion protestieren heute 17 Greenpeace-Aktivist:innen zum Auftakt des Fleischkongresses in Mainz. An die Glasfassade des Veranstaltungsorts, der Rheingold-Halle, haben sie ein knapp 160 Quadratmeter großes Banner gehängt, auf dem die Erdkugel durch einen Fleischwolf gedreht wird. Darauf fordern sie von der Fleischbranche: „Zukunft nicht verwursten“. Die Fleischproduktion ist für fast ein Fünftel der weltweiten Treibhausgase verantwortlich und einer der größten Naturzerstörer. Der Umbau zu einer besseren Tierhaltung mit weniger Tieren geht jedoch nur schleppend voran. Der aktuelle Greenpeace-Supermarktcheck zeigt, dass immer noch 87 Prozent des Frischfleischs aus den Haltungsformen 1 und 2 stammen, also von Tieren, die unter häufig gesetzeswidrigen und qualvollen Bedingungen gehalten werden.
Billigfleisch verschärft die Klimakrise und zerstört wertvolle Natur. Deshalb muss die Lebensmittelindustrie aus der Erzeugung genauso aussteigen wie die Energiewirtschaft aus der Braunkohle. Nur wenn sich die Fleischbranche grundlegend wandelt und endlich auf weniger und besseres Fleisch sowie pflanzliche Eiweißquellen setzt, hat sie in einer klimaverträglichen Gesellschaft noch einen Platz.Matthias Lambrecht, Landwirtschafts-Experte
Der Fleischkonsum nimmt nach Berechnung des Statistischen Bundesamtes weiter ab und könnte 2023 zum ersten Mal unter 50 Kilogramm pro Kopf liegen. Das betrifft vor allem die Schweinefleischindustrie. Der Verzehr von Schweinefleisch ist seit 2013 um 30 Prozent zurückgegangen.
Die deutsche Fleischindustrie sollte zukunftsfähige Ansätze verfolgen, die Tierwohl und Klimaschutz ernst nehmen. Hier auf dem Fleischkongress befasst sich nur eine einzige Veranstaltung mit Alternativprodukten. Das zeigt, wie weit diese Branche hinter den Anforderungen zurückbleibt.Matthias Lambrecht, Landwirtschafts-Experte
Auf der politischen Ebene kommt der Umbau der Tierhaltung ebenfalls nicht voran. Die im Koalitionsvertrag versprochenen Reformen etwa stehen weiter aus. Auch die ab 2024 geltende staatliche Kennzeichnung von Fleischprodukten gilt vorerst nur für frisches Schweinefleisch, das im Einzelhandel verkauft wird. Aspekte wie Transport, Schlachtung oder Tiergesundheit werden nicht berücksichtigt. Am Abend wird Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) mit einer Keynote das Winter-Barbecue des Fleischkongresses eröffnen.
Statt mit der Fleischindustrie am Grill zu stehen, sollte Özdemir lieber endlich das Tierschutzgesetz reformieren und die bestehenden Lücken in der Haltungsverordnung schließen. Denn bisher fehlt den Tierhalter:innen jegliche Planungssicherheit.Matthias Lambrecht, Landwirtschafts-Experte
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