Hamburg, 27. 10. 23 – Sechs Monate nach Einführung des Deutschlandtickets bietet gut die Hälfte der großen börsennotierten Unternehmen ihren Mitarbeitenden das bundesweit geltende ÖPNV-Abo als vergünstigtes Jobticket an. Auf eine Greenpeace-Abfrage unter den 90 im Dax und MDax gelisteten Firmen bestätigten 46, das Anfang Mai eingeführte Deutschlandticket als Jobticket anzubieten. Die Förderung variiert dabei deutlich. Der Sportartikelhersteller Puma oder der Versicherer Hannover Rück etwa übernehmen die vollen Kosten, ihre Mitarbeitenden erhalten das regulär 49 Euro teure Ticket kostenlos. Unternehmen wie BASF, Continental oder SAP zahlen einen Arbeitgeberzuschuss von 25 Prozent, den der Bund um 5 Prozent aufstockt, so dass Mitarbeitende das D-Ticket für 34,30 Euro pro Monat erhalten. Von den abgefragten Unternehmen bieten 31 bisher kein D-Ticket Jobticket an, 12 haben nicht geantwortet. Die Ergebnisse der Abfrage online hier: https://www.datawrapper.de/_/TJqLm/
Das Deutschlandticket hat sich innerhalb weniger Monate zu einem stark genutzten Angebot bei vielen großen Unternehmen entwickelt. Statt Dienstwagen für wenige, sollten Unternehmen künftig allen Mitarbeitenden ein Deutschlandticket anbieten. Dafür braucht es die Bereitschaft der Unternehmen und einen Verkehrsminister, der dem Ticket eine sichere Perspektive mit verlässlichem Preis gibt und das Angebot konsequent verbessert.Marissa Reiserer, Greenpeace-Mobilitätsexpertin
Befragt nach ihren Verbesserungswünschen für das Deutschlandticket nannten die Unternehmen mit Abstand am häufigsten „Planungssicherheit“ (13 Nennungen). Sie wollen wissen, ob das Ticket im kommenden Jahr noch existiert, was es kostet und welchen Beitrag Unternehmen dazu leisten müssen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und die Länder streiten seit Wochen über die künftige Finanzierung des Deutschlandtickets. Die Länder bieten an, die zusätzlichen Kosten von geschätzt 400 Millionen Euro im kommenden Jahr weiterhin zur Hälfte zu übernehmen. Minister Wissing verweigert eine solche Zusage für den Bund bislang und schürt so Unsicherheit über die Bedingungen des Fortbestands des Tickets. Nun soll ein Treffen der Ministerpräsident:innen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am 6. November die Finanzierungsfrage klären.
Es ist beschämend zu sehen, wie Verkehrsminister Wissing das erfolgreiche Deutschlandticket in Gefahr bringt, indem er die Länder mit möglichen Mehrkosten allein zu lassen droht. Das Treffen der Länderspitzen mit Kanzler Scholz am 6. November muss alle Unsicherheiten darüber ausräumen.Marissa Reiserer, Greenpeace-Mobilitätsexpertin
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Marissa Reiserer
- Expertin für Verkehrswende
- marissa.reiserer@greenpeace.org
- 0151-46296965
-
- Gregor Kessler
- Pressesprecher Mobilität, COP29
- gregor.kessler@greenpeace.org
- 0151-72702918
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace zur Zukunft des Deutschlandtickets
Mit CSU-Chef Markus Söder stellt heute ein weiterer Unions-Politiker die Zukunft des zuletzt von 13 Millionen Menschen genutzten Deutschlandtickets in Frage.
Greenpeace zum Wirtschaftsgipfel bei Olaf Scholz
Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland, kommentiert das Treffen des Bundeskanzlers mit Wirtschaftsvertreter:innen, unter anderen von Volkswagen.
Greenpeace zur neuen Basisprognose des Verkehrsministeriums
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) rechtfertigt mit der heute vorgestellten Basisprognose den weiteren Neu- und Ausbau des deutschen Straßennetzes.
Greenpeace zur Länder-Forderung eines Infrastrukturfonds
Zur Sanierung der Verkehrsinfrastruktur schlagen die Verkehrsminister:innen der Länder eine langfristige und gesicherte Finanzierung durch einen Infrastrukturfonds vor.
Greenpeace-Recherche: Die Netzwerke der mächtigen deutschen Straßenbaulobby
Greenpeace deckt in seinem neuen Bericht "Asphalt statt Alternativen" die Verflechtungen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in der deutschen Straßenbaulobby auf, die massiv vom umstrittenen A...