Hamburg, 26. 9. 23 – Im Falle einer Havarie an der geplanten Bohrplattform vor Borkum würden austretende Schadstoffe, wie Schwermetalle und aromatische Kohlenwasserstoffe, sehr wahrscheinlich Schutzgebiete und schützenswerte Steinriffe verunreinigen. Das zeigt eine Simulation, für die Greenpeace-Aktivist:innen drei frei schwimmende Bojen an der geplanten Bohrstelle N05a ausgesetzt haben. Die mit GPS-Sendern ausgestatteten Bojen wurden dazu bei Niedrig- und Hochwasser, sowie zwischen den Tiden in die Nordsee eingelassen. Die Strömung trieb alle Bojen nach spätestens 48 Stunden zum Naturschutzgebiet Borkum Riffgrund, nordöstlich der geplanten Bohrstelle. Zwei von drei Bojen landeten bereits nach 24 Stunden bei einem Steinriff in der Nähe des Windparks Riffgat. Das niedersächsische Umweltministerium hatte Informationen über dieses schützenswerte Steinriff vor Borkum lange unter Verschluss gehalten. Erst nachdem Greenpeace dessen Existenz aufdeckte, räumte das Ministerium die Existenz ein. “Wenn die niedersächsische Landesregierung dieses Projekt genehmigt, stimmt sie der Zerstörung von Naturschutzgebieten zu und gefährdet Artenvielfalt vor der eigenen Haustür”, sagt Meeresexperte Manfred Santen. “Das darf Ministerpräsident Stephan Weil auf keinen Fall zulassen.”
Das niederländische Unternehmen One-Dyas will vor Borkum nach Gas bohren und hat in einer Umweltverträglichkeitsprüfung angegeben, die benachbarten Naturschutzgebiete und das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer könnten nicht durch erhöhte Schadstoffkonzentrationen gefährdet werden. Die Greenpeace-Simulation weist auf, dass diese Behauptung sich nicht halten lässt.
Nicht nur bei schlagartigem Freisetzen von Schadstoffen, etwa bei einem so genannten Blowout, einem unkontrollierten Austreten von Erdgas, Bohrspülung und Lagerstättenwasser aus einem Bohrloch oder einer Kollision der Plattform mit Handels- oder Tankschiffen entstehen kann, gefährden die Gasbohrungen die Naturschutzgebiete. Auch im Normalbetrieb können Auffang- und Filtermaßnahmen nicht alle toxischen Stoffe wie Benzol, Naphtalin, Cadmium und Quecksilber aufhalten. Über die Dauer des geplanten Produktionszeitraums von 15 bis 35 Jahren können auch geringe Schadstoffkonzentrationen Flora und Fauna schädigen. “Bei Gasbohrungen gelangen wie bei Ölbohrungen immer Schadstoffe in die Umwelt”, so Santen. “Nur eine Energieversorgung aus Wind, Wasser und Sonne kann sicherstellen, dass unsere Meere und seine Bewohner langfristig geschützt werden.”
Pressefotos und eine Karte mit dem Verlauf der Bojen finden Sie hier.
Ein Gericht hatte die geplante Gasbohrung im April vorerst gestoppt. Greenpeace Meeresexperte Manfred Santen wird am 28. September bei einer weiteren Anhörung vor dem niederländischen Gerichtshof Rechtbank in Den Haag gemeinsam mit den Kläger:innen vor Ort sein und steht für Interviews zur Verfügung.
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- andi.nolte@greenpeace.org
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