Europa-Vergleich: Deutsches Bahnnetz schrumpft am stärksten

Greenpeace-Studie analysiert Ausgaben für Straßen- und Schienenverkehr in der EU

Hamburg, 19.9.2023 - Die EU-Länder, Norwegen, die Schweiz und Großbritannien haben zwischen 1995 und 2018 im Durchschnitt 66 Prozent mehr in den Bau von Straßen als in die Schieneninfrastruktur investiert. Deutschland gab sogar doppelt so viel Geld (110 Prozent) für Straßenverkehr aus - dies zeigt eine Studie des Wuppertal Instituts und “T3 Transportation Think Tank” im Auftrag von Greenpeace (Online: https://act.gp/3PptpCm). Zudem hat Deutschland mehr Streckenkilometer für Bahnreisende stillgelegt als andere europäische Länder.

Europa spart den klimafreundlichen Schienenverkehr kaputt, während der Kontinent zum Brennpunkt der Klimakrise wird. Ein marodes Schienennetz, zu viele Autos und LKWs auf den Straßen und eine klaffende Lücke beim Klimaschutz sind das Ergebnis dieser falschen Verkehrspolitik, besonders in Deutschland. Lena Donat, Verkehrsexpertin von Greenpeace

Greenpeace fordert von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), den Aus- und Neubau von Autobahnen zu beenden und stattdessen den massiven Investitionsrückstau bei der Bahn zu beheben. 

Auf dem Abstellgleis: Deutschland streicht tausende Kilometer Zugstrecken 

Kein anderes Land hat mehr Zugstrecken stillgelegt: Deutschland kürzte sein Schienennetz für Personenverkehr seit 1995 um 2700 Kilometer, gleichzeitig wurden 2000 Kilometer Autobahnen gebaut. Die deutschen Pro-Kopf-Ausgaben für den Bahnverkehr lagen zwischen 1995-2018 mit rund 1600 Euro nur an zwölfter Stelle im europäischen Vergleich. Die Schweiz gab das Vierfache aus, Österreich investierte immerhin das Doppelte.

Deutschland hat sein Schienennetz in drei Jahrzehnten systematisch ausgeblutet. Stillgelegte Bahnstrecken müssen wieder betrieben werden, damit mehr Menschen Zugang zu klimafreundlicher Mobilität haben. Sie dürfen nicht dazu gezwungen werden, ein Auto zu besitzen oder zuhause zu bleiben.  Lena Donat, Verkehrsexpertin von Greenpeace

Die europäischen Länder investierten trotz ihrer Verpflichtungen zum Klimaschutz von 1995 bis 2018 1,5 Billionen Euro in die Straßeninfrastruktur und nur 930 Milliarden Euro in die Schiene. 30.000 Kilometer neue Autobahnen trugen zu einem Zuwachs von 29 Prozent an motorisiertem Straßenverkehr bei, der inzwischen 72 Prozent der klimaschädlichen Verkehrsemissionen in Europa verursacht. Das europäische Bahnstreckennetz schrumpfte zeitgleich um 15.650 Kilometer. Fast 2600 Bahnhöfe und Haltestellen wurden vorübergehend oder dauerhaft geschlossen. Mehr als die Hälfte der stillgelegten Streckenkilometer könnte der Studie zufolge wieder in Betrieb genommen werden. Zwischen 2018 und 2021 reduzierte sich das europäische Missverhältnis von Investitionen  in Straße oder Schiene von durchschnittlich 66 Prozent auf 34 Prozent. Aber nicht in Deutschland: Hier flossen noch immer 84 Prozent mehr Gelder in den Straßenbau. 

Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Lena Donat, Tel. 0151-7429 0542, Lena.Donat@greenpeace.org, oder Pressesprecherin Simone Miller, Tel. 0171-870 6647, Simone.Miller@greenpeace.org. Eine deutsche Kurzfassung der Studie (10 Seiten) finden Sie hier. Greenpeace-Pressestelle: Tel. 040/30618-340, presse@greenpeace.de, presseportal.greenpeace.dewww.greenpeace.de, twitter.com/greenpeace_de

Über Greenpeace e.V.

Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.

Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.

Kontaktdaten

Verwandte Themen

Receive Greenpeace e.V. news on your RSS reader.

Or subscribe through Atom URL manually