Umweltverbände fordern zusammen mit 136.000 Bürger:innen das wahrscheinlich krebserregende Pestizid nicht wieder zuzulassen
Berlin, 14. 09. 23 – Mit einem mehr als zwei Meter hohen Glyphosat-Kanister mit verknotetem Ausguss übergibt heute ein Bündnis aus Umweltverbänden dem Bundeslandwirtschaftsministerium 136.125 Unterschriften der Petition „Glyphosat-Verbot jetzt“. Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft, Eko, Greenpeace, Slow Food Deutschland und Umweltinstitut München fordern Umweltministerin Steffi Lemke und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (beide Die Grünen), vertreten durch Staatssekretärin Silvia Bender, dazu auf, bei der anstehenden EU-Abstimmung gegen die Wiederzulassung von Glyphosat zu stimmen. Im Koalitionsvertrag hatte die Ampel-Regierung bereits festgehalten, dass es ab 2024 kein Glyphosat mehr auf deutschen Äckern geben soll. Dennoch hat sich die Bundesregierung bisher nicht klar dazu bekannt, in Brüssel gegen die weitere Zulassung zu stimmen.
Glyphosat ist der weltweit am meisten eingesetzte Pestizidwirkstoff. 2015 stufte ihn die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation als “wahrscheinlich krebserregend beim Menschen” ein. Die Europäische Chemikalienagentur sieht zudem Gefahren für Wasserorganismen. Dadurch trägt es zum Artensterben bei.
Das Verbot von Glyphosat ist richtungsweisend für die Zukunft der Landwirtschaft, denn es ist ein entscheidender Schritt weg von der Abhängigkeit von chemisch-synthetischen Pestiziden. Denn nur, wenn die EU den Einsatz von Glyphosat endlich beendet, wird der lange überfällige Wandel hin zu einer Landwirtschaft möglich, die Menschen, Tiere und Umwelt schützt.Christiane Huxdorff, Greenpeace
Nächsten Freitag, den 22. September, werden die EU-Mitgliedsstaaten in einer Sondersitzung des Ständigen Ausschusses für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel in Brüssel erneut über Glyphosat debattieren. In der nächsten regulären Sitzung Mitte Oktober wird er über die Wiederzulassung des Totalherbizids in der EU abstimmen. Deutschland sollte gegen die Zulassungsverlängerung von Glyphosat in der EU stimmen, denn das im Koalitionsvertrag angekündigte nationale Glyphosat-Verbot wird ohne ein EU-Verbot deutlich schwieriger rechtskräftig umzusetzen sein.
Glyphosat muss endlich europaweit vom Acker. Dass es auch ohne Glyphosat geht, beweist die Bio-Branche tagtäglich - mit Erfolg.Boris Frank, Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft
Wir brauchen eine vielfältige und resiliente Landwirtschaft als Nahrungsquelle und Rückzugsmöglichkeit für Insekten und Vögel. Die Biodiversität leidet stark unter dem massenhaften Einsatz von Glyphosat. Deshalb muss die EU das Ackergift endlich verbieten und den Weg für die Agrarwende ebnen.Sophia Guttenberger, Umweltinstitut München
Hinter ein entschiedenes ‚Nein' zu Glyphosat dürfen die Entscheidungsträger:innen nicht zurückfallen. Eine Wiederzulassung würde die Glaubwürdigkeit der EU-Institutionen in Sachen nachhaltiger und gesunder Lebensmittelerzeugung einmal mehr in Frage stellen. Die Politik sollte landwirtschaftliche Betriebe bei der Umstellung auf eine agrarökologische Bewirtschaftung unterstützen.Nina Wolff, Slow Food Deutschland
Im Fall Glyphosat sehen wir es wieder: Konzerninteressen werden über den Schutz der Menschen und des Planeten gestellt. Die Bundesregierung und die EU dürfen dieses Spiel nicht mitspielen und müssen sich gegen die Wiederzulassung einsetzen. Auch eine Enthaltung käme einem grünen Licht für Glyphosat gleich.Leonie Scharf, Ekō
Ebenfalls heute wird die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) um 16 Uhr in Leverkusen eine Mahnwache vor der Bayer-Konzernzentrale abhalten, um den Protest gegen Glyphosat direkt vor die Tore der Produzent:innen zu tragen und einen Offenen Brief an den Vorstand zu übergeben. Beide Aktionen sind Teil der EU-weiten Glyphosat-Aktionstage.
Achtung Redaktionen: Fotos erhalten Sie unter https://media.greenpeace.org/Detail/27MZIFJF2GN1W. Rückfragen bitte an
Christiane Huxdorff, Greenpeace e.V., Tel: 0171 6035529, chuxdorf@greenpeace.org
Alisa Hufsky, Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft, Tel: 01753426371, E-Mail: alisa.hufsky@enkeltauglich.bio
Leonie Scharf, Ekō, Tel.: 0160-1479538, E-Mail: leonie@eko.org
Sharon Sheets und Sarah Niehaus, Slow Food Deutschland, Tel: (0 30) 2 00 04 75-13, E-Mail: presse@slowfood.de
Sophia Guttenberger, Umweltinstitut München e.V., Tel: 089 30 77 49 -16, E-Mail: sg@umweltinstitut.org Marius Stelzmann, CBG, Tel: 0211 33 39 11, info@cbgnetwork.org
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Christiane Huxdorff
- Expertin für Agrarwende, nachhaltige Landwirtschaft, Pestizide
- Christiane.Huxdorff@greenpeace.de
- 0171-6035529
-
- Kristina Oberhäuser
- Pressesprecherin Agrarwende
- kristina.oberhaeuser@greenpeace.org
- 0171-7099104
-
- Kirstie Kinley
- Fotoredakteurin Agrarwende
- kirstie.kinley@greenpeace.org
- 0171-8660463
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Stellungnahme zum Vorschlag von Olaf Scholz, die Mehrwertsteuer für Lebensmittel zu senken
Olaf Scholz will den Mehrwertsteuersatz auf Lebensmittel von sieben auf fünf Prozent abzusenken. Greenpeace begrüßt den Vorschlag und fordert eine generationenübergreifend klimagerechte Mehrwertste...
Klimakrise: Greenpeace-Aktive protestieren gegen Methanemissionen aus Fleisch- und Milchindustrie
Auf die besondere Verantwortung der Fleisch- und Milchindustrie in der Klimakrise machen Aktivist:innen von Greenpeace heute bei der Unternehmensgruppe Theo Müller aufmerksam. Mit hohen Milchtüten,...
Greenpeace-Molkerei-Ranking: Weidemilch bleibt Nischenprodukt
Die zweite Molkerei-Abfrage von Greenpeace zeigt, dass die Molkereien weiter hauptsächlich Milch verarbeiten, die von Kühen stammt, die das ganze Jahr im Stall stehen.
Greenpeace-Stellungnahme zum heute vom BMEL vorgestellten Erntebericht 2024
Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Matthias Lambrecht fordert von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir mehr Einsatz für Klimaanpassungen in der Landwirtschaft, statt erneut vor der Agrarlobby ...
Supermarkt-Check von Greenpeace: Kleine Fortschritte auf dem Weg zu Fleisch aus besserer Haltung
Die großen Lebensmittelhändler haben den Anteil an Billigfleisch in ihrem Sortiment schneller als im Vorjahr reduziert. Dennoch macht Fleisch aus den schlechtesten Haltungsformen 1 und 2 trotz des ...