Mukran/Rügen, 7. 9. 2023 – Gegen den Start der Verlegung einer Gas-Pipeline protestieren heute 25 Greenpeace-Aktivist:innen im Hafen von Mukran im Norden der Insel Rügen. Mit drei Schlauchbooten haben sie sich vor eines der auslaufenden Schiffe gelegt, das Rohre für die geplanten Pipeline aus dem Hafen transportieren will. An die Bordwand haben sie “No New Gas” geschrieben. Am Verladekran im Hafen ist ein Banner mit der Aufschrift “Gas zerstört” installiert, am Boden fordern weitere Aktivist:innen mit Transparenten: “Rügen schützen: Kein überflüssiges LNG”. Die Pipeline soll durch mehrere Meeresschutzgebiete verlaufen und das hier geplante umstrittene Flüssiggas-Terminal (LNG) mit Lubmin auf dem Festland verbinden.
Mit überdimensionierten LNG-Projekten wie hier auf Rügen macht sich Deutschland auf Jahrzehnte abhängig von klimaschädlichem Gas. Um die Klimaziele einzuhalten, muss der Gasverbrauch und damit auch die Menge der LNG-Importe in den kommenden Jahren drastisch sinken.Karsten Smid, Greenpeace Klima- und Energieexperte
Die Firma Deutsche Regas will das LNG-Terminal auf Rügen Anfang 2024 in Betrieb nehmen. Zwei sogenannte Regasifizierungsschiffe sollen dann im Hafen von Mukran ankern und das flüssige LNG in den Gaszustand zurückwandeln. Insgesamt sollen hier Importkapazitäten von bis zu 15 Milliarden Kubikmetern geschaffen werden. Das Terminal wäre eines von sechs schwimmenden Flüssiggasanlagen, die an der Deutschen Küste bereits in Betrieb oder geplant sind. Dabei stellt eine Studie des New Climate Institut fest, dass Deutschland – bei angenommenen und für den Klimaschutz nötigem sinkenden Verbrauch – damit massive Überkapazitäten für LNG-Importe schafft. Es bestehe das Risiko, dass LNG-Terminals bei geringer Auslastung zu “stranded assets” (verlorene Vermögenswerte) werden. Eine vom Wirtschafts- und Klimaministerium beauftragten Analyse des energiewirtschaftlichen Instituts EWI kommt außerdem zu dem Schluss, dass die deutschen LNG-Planungen den Klimazielen widersprechen.
Der Bundestag hat Mukran im Juli als Standort für ein neues LNG-Terminal ins sogenannte LNG-Beschleunigungsgesetz aufgenommen. Danach fallen unter anderem sonst vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfungen in diesem Fall aus. So erteilte das zuständige Bergamt Stralsund bereits am 21. August die Baugenehmigung für den ersten Teil der geplanten 50 Kilometer Pipeline. Diese soll quer durch den Greifswalder Bodden verlaufen, in dem bedrohte Arten wie Schweinswal, Kegelrobbe und Ostseehering leben.
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