Hamburg, 29.8.2023 - Die Milcherzeugung in Deutschland muss dringend reformiert werden, damit Landwirt:innen, Tiere und Umwelt in Zukunft davon profitieren können. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Forums für ökologisch-soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace.
Die Bundesregierung sollte umfassende Maßnahmen beschließen, um den sinkenden Milchpreisen, der schlechten Einkommenssituation der Milcherzeuger:innen, der hohen Klimabelastung sowie anhaltenden Tierschutzmängeln im Milchsektor entgegenzuwirken. Am Donnerstag, den 31.8.2023, beschäftigt sich das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf seiner „Konferenz zur Zukunft der Milchwirtschaft“ in Berlin mit diesen Themen. Die Greenpeace-Studie liefert drei Maßnahmen, die besondere Wirkung entfalten würden: die Änderung der Vertragspflichten zwischen Milcherzeugern und Molkereien, eine Abgabe auf Futtermittel, die in Nahrungskonkurrenz zum Menschen stehen, und klare gesetzliche Mindeststandards für das Halten von Rindern.
Die heutigen Rahmenbedingungen fördern eine stetige Intensivierung der Milcherzeugung. Das geht auf Kosten der Umwelt und der Gesundheit der Tiere, ohne die Einkommenssituation der Bauern und Bäuerinnen zu verbessern. Wir brauchen eine Trendwende, die es bäuerlichen Betrieben ermöglicht, umweltschonende und tiergerechte Milcherzeugung zu einem fairen Preis zu betreiben.Lasse van Aken, Landwirtschafts-Experte
Ein wichtiger Baustein wäre, die Verhandlungsposition der Milchbauern gegenüber den Molkereien zu stärken, indem eine Vertragspflicht über Menge und Qualität eingeführt wird. Eine solche Vertragspflicht ist mit Artikel 148 in der Gemeinschaftlichen Marktordnung der EU bereits vorgesehen und wird in Frankreich, Ungarn und der Slowakei bereits umgesetzt. Dies führt zu höheren und stabilen Milchpreisen sowie einer geringeren Überproduktion. Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) könnte Artikel 148 sofort implementieren.
Zudem favorisiert die Studie eine Abgabe auf Futtermittel, die für die menschliche Ernährung geeignet sind. Denn das Futter im Trog der Kühe besteht heute zu mehr als der Hälfte aus Maissilage und Getreide vom Acker. Dies macht die Kuh zum Nahrungskonkurrenten des Menschen und verringert die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Durch eine Abgabe auf Futtermittel, die in Nahrungskonkurrenz zum Menschen stehen, wird die Weidehaltung von Rindern attraktiver und der Einsatz von Getreide kann reduziert werden.
Minister Özdemir muss außerdem das Tierschutzrecht anpassen. Es existieren keine Haltungsvorgaben für Rinder, die älter als sechs Monate sind. Selbst die ganzjährige Anbindehaltung von Kühen ist noch erlaubt.Lasse van Aken
Greenpeace fordert Mindeststandards für Lauf- und Liegeflächen, Zugang zu Auslauf und Weide. Anspruchsvolle Vorgaben können nicht nur die Haltungsbedingungen verbessern und für mehr Tierwohl sorgen, sondern auch den Medikamenteneinsatz verringern.
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- nina.kloeckner@greenpeace.org
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- Experte für Agrarwende, nachhaltige Landwirtschaft, Europäische Agrarpolitik
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