Hamburg, 13. 6. 2023 – Drei bisher unbekannte schützenswerte Steinriffe befinden sich in unmittelbarer Nähe zu den geplanten Gasbohrungen vor der ostfriesischen Insel Borkum. Zwei Gebiete liegen direkt auf der vorgesehenen Kabeltrasse für die Bohrplattform (Karte). Zu diesem Ergebnis kommt ein neues wissenschaftliches Gutachten von Greenpeace. Bei der Untersuchung konnten mindestens 88 Tierarten bestimmt werden, von denen etwa jede fünfte auf der deutschen Roten Liste für bedrohte Arten steht, darunter der stark gefährdete Europäische Hummer, die gefährdete Tote Mannshand und verschiedene Anemonen. Der niederländische Energiekonzern One-Dyas, der hier Gas fördern will, hatte das Vorkommen von Steinriffen bisher bestritten. Auf deutscher Seite steht die Genehmigung des Bohrvorhabens noch aus, zuständig ist das Land Niedersachsen. Sollte One-Dyas seine Pläne durchsetzen, könnte das Unternehmen aus dieser Quelle ab 2024 allerdings höchstens ein Prozent des derzeitigen jährlichen deutschen Gasbedarfs decken.
Das Leben in den neu entdeckten Steinriffen darf man nicht für ein bisschen Gas opfern, daher sollte Ministerpräsident Stephan Weil das Projekt vor Borkum stoppen. Energiesicherheit ist in diesem Fall nur ein Scheinargument. Zukunftsfähige Energiepolitik kommt ohne das wenige Gas vor Borkum aus.Anike Peters, Energieexpertin
Von Greenpeace beauftragte Forschungstauchende der Firma Submaris dokumentierten im April insgesamt vier Flächen und werteten sie aus. Das Gutachterbüro BioConsult analysierte Kratzproben der Steine im Labor auf Kleinstlebewesen, die nicht auf Bildern bestimmt werden konnten. Eine der Flächen hatte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz bereits 2020 untersuchen lassen und als Steinriff identifiziert, die Ergebnisse dazu allerdings lange unter Verschluss gehalten. Das niedersächsische Umweltministerium veröffentlichte es erst im Mai, nachdem Greenpeace dessen Existenz aufgedeckt hatte.
Größe und Anzahl der Steine, deren Bewuchs und die dort lebenden Meerestiere erfüllen sowohl bei dem bereits bekannten und als auch bei den drei neu entdeckten Gebieten die Kriterien für gesetzlich geschützte Biotope (FFH-Lebensraumtypen Riffe).
So artenreiche und bisher weitgehend unberührte Riffe kenne ich im niedersächsischen Küstenmeer sonst nicht. Was mich alarmiert: Keine der Flächen liegt bisher in einem Schutzgebiet, das sollte sich ändern.Philipp Schubert, Meeresbiologe und Taucher von Submaris
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz sind Biotope wie Riffe vor erheblichen und nachhaltigen menschlichen Eingriffen geschützt.
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