Hamburg, 1. 6. 2023 – Nur wenige der großen Molkereien in Deutschland vertreiben Milch aus Weidehaltung oder von Milchbetrieben, die auf für Kühe schmerzhafte ganzjährige oder saisonale Anbindehaltung verzichten. Das ergab eine Abfrage von Greenpeace bei 19 Molkereien, die zusammen zwei Drittel der hierzulande produzierten Milch verarbeiten. Kühe sind eigentlich Weidetiere, die im Stall nicht ihrem natürlichen Verhalten gemäß leben können. Lediglich die Molkereien Hamfelder Hof (100 Prozent) und Andechser (85 Prozent) vertreiben mindestens überwiegend Milch aus Weidehaltung. Einen signifikanten Anteil Weidemilch weisen außerdem Berchtesgadener Land und Ammerland (50 bzw. 46 Prozent) sowie Arla und DMK (Deutsches Milch-Kontor) mit jeweils 30 Prozent und Gropper (25 Prozent) auf. Alle anderen Molkereien verarbeiten keinen oder einen zu vernachlässigenden Anteil an Milch von Kühen mit Weidegang.
Hinter ihren PR-Märchen verstecken Molkereien, dass es den Kühen meist ziemlich dreckig geht. Wer Milch, Joghurt oder Käse kauft, muss leider davon ausgehen, dass diese oft von Kühen stammen, die tierschutzwidrig gehalten werden. Die Molkereien sollen zeitnah auf Milch aus Weidehaltung umstellen.Lasse van Aken, Landwirtschaftsexperte
Abgefragt wurde auch, ob Zuschläge für Weide- bzw. Biomilch bezahlt werden. Kühe auf der Weide zu halten, wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Tiere aus. Milch von der Weide schont zudem das Klima: Laut Thünen-Institut speichert beweidetes Grünland 30 bis 40 Prozent mehr klimawirksamen Kohlenstoff im Boden als Ackerpflanzen. Derzeit haben in Deutschland laut Statistischem Bundesamt jedoch nur noch 31 Prozent der Rinder Weidegang.
Kühe auf der Weide zu halten, kostet die Landwirt:innen viel Geld und muss von den Molkereien anständig bezahlt werden. Davon profitieren Kühe, Biodiversität und Klima. Langfristig sollten in Deutschland nur so viele Kühe gehalten werden, wie auf der Weide ernährt werden können.Lasse van Aken, Landwirtschaftsexperte
Einige der bekanntesten Molkereien wie Landliebe, Weihenstephan und Frischli wollten keine Angaben machen und sind daher auf den hinteren Plätzen gelandet. Bei Ehrmann, Hochwald (Bärenmarke) und Bauer ist der Anteil an Weidemilch nur sehr gering. Anders als bei Bio- oder Weidemilch bieten diese Molkereien zudem so gut wie keine Zusatzleistungen, etwa bei Tierwohl und fairen Preisen für die Milcherzeuger:innen.
Die meisten Molkereien setzen auf Masse statt Klasse. Dafür nehmen sie offenbar in Kauf, dass die Kühe leiden, oft krank sind und sehr früh sterben.Lasse van Aken, Landwirtschaftsexperte
Diesen Samstag (3. Juni) informieren Ehrenamtliche von Greenpeace in 32 Städten, darunter Frankfurt, Berlin und Essen, vor Supermärkten über die Produktion von Milch und die Folgen für Kühe, Artenvielfalt und Klima. Auf einer zwei Meter hohen Milchtüte zeigen sie die Unterschiede zwischen Milch aus Weidehaltung und Stallhaltung. Interessierten stellen sie Informationen wie einen kürzlich von Greenpeace veröffentlichten Einkaufsratgeber zur Verfügung, der einen Überblick über die verschiedenen Standards von Milch-Siegeln gibt.
Weitere Fotos finden Sie hier.
Über Greenpeace Deutschland
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Lasse van Aken
- Experte für Agrarwende, nachhaltige Landwirtschaft, Europäische Agrarpolitik
- lasse.van.aken@greenpeace.org
- 0160-7260337
-
- Kristina Oberhäuser
- Pressesprecherin Agrarwende
- kristina.oberhaeuser@greenpeace.org
- 0171-7099104
-
- Kirstie Kinley
- Fotoredakteurin Agrarwende
- kirstie.kinley@greenpeace.org
- 0171-8660463
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/226593-greenpeace-molkerei-ranking-weidemilch-ist-nischenproduktVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
EU muss Glyphosat den Hahn zudrehen
Mit einem zwei Meter hohen Glyphosat-Kanister mit verknotetem Ausguss übergibt heute ein Bündnis aus Umweltverbänden dem Landwirtschaftsministerium die Unterschriften der Petition „Glyphosat-Verbot...
Greenpeace-Studie schlägt Reformmaßnahmen für die Milcherzeugung vor
Drei Maßnahmen mit denen die Milcherzeugung so umgebaut werden kann, dass Landwirt:innen, Tiere und Umwelt profitieren.
Greenpeace-Supermarkt-Check: Umstieg auf Fleisch aus besserer Haltung kommt kaum voran
Der von den Lebensmitteleinzelhändlern angekündigte Umstellung des Fleischsortiments von den schlechtesten Haltungsformen 1 und 2 auf bessere kommt kaum voran. Der Anteil der Haltungsformen 1 und 2...
Greenpeace-Analyse: Bio-Milch gesünder als konventionelle Milch
Bio-Milch von Weidekühen enthält deutlich mehr gesunde Omega-3-Fettsäuren als solche von konventionell gehaltenen Kühen. Milch der Premiummarke Bärenmarke schneidet schlecht ab und ist nahezu ident...