Hamburg, 30. 01. 2023 - Bundeskanzler Scholz besucht heute im Rahmen seiner Südamerika-Reise den neuen brasilianischen Präsidenten Lula da Silva. Ziel des Besuchs ist auch, neue Handelspartnerschaften aufzubauen. Erst gestern hatte sich Scholz mit dem argentinischen Präsidenten Fernandez getroffen. Im Gepäck hat der Kanzler das umstrittene Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay). Der geplante Deal basiert auf der Ausbeutung natürlicher Ressourcen und zementiert die Rolle Südamerikas als Lieferant von Rohstoffen und Agrarprodukten für die EU. In Umkehr sollen diese Länder unter anderem Autos mit Verbrennungsmotor und Pestizide von deutschen Industrien kaufen. Die Sorge um die negativen Auswirkungen auf die Industrie in den Mercosur-Staaten hat Fernandez nun erneut betont. Begleitet wird Scholz von einer Delegation Wirtschaftslobbyist:innen. Für den geschäftsführenden Vorstand von Greenpeace Martin Kaiser braucht das Abkommen einen Neustart auf Augenhöhe.
Der Kanzler legt heute in Brasilien ein veraltetes, klimaschädliches, neokolonialistisches und naturfeindliches Abkommen wieder auf den Verhandlungstisch und fordert die beschleunigte Unterzeichnung. Das ist rückständig und kurzsichtig: Lediglich europäische, klimaschädliche Großkonzerne und die Agrarindustrie im Amazonas (im Mercosur) würden profitieren. Für den Rest der Welt wäre das Abkommen einen Katastrophe: Es erhöht den Druck auf den Regenwald, der für die benötigten Agrarflächen geopfert werden könnte und befeuert die Klimakrise durch die Ankurbelung des Verkaufs von Verbrenner-Autos und Rindfleisch weiter. Die Entwicklung moderner, grüner Industrien in den Mercosur-Staaten wird gehemmt. Dank der Präsidenten Lula und Fernandez gibt es gerade jetzt die Möglichkeit, das Abkommen substanziell neu zu verhandeln. Diese Chance auf Neuverhandlungen auf Augenhöhe muss der Bundeskanzler jetzt ergreifen, um zu zeigen, dass Handelspolitik inmitten der Klima- und Naturkrisen fair und nachhaltig gestaltet werden kann. Der schädliche Kern des Deals lässt sich weder mit kleinen Nachverhandlungen ändern noch mit einem Zusatzinstrument, wie gerade von der EU-Kommission geplant.Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Gesche Jürgens, Tel. 0171-8787833 oder Pressesprecherin Sabine Beck, Tel. 0151-10667012.
Internet: www.presseportal.greenpeace.de. Greenpeace-Pressestelle: Telefon 040-30618-340, Email: presse@greenpeace.de; Greenpeace auf Twitter: http://twitter.com/greenpeace_de, auf Facebook: www.facebook.com/greenpeace.de.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Sabine Beck
- Referentin Kommunikation des geschäftsführenden Vorstands, COP29
- sabine.beck@greenpeace.org
- 0151-10667012
-
- Gesche Jürgens
- Expertin für Amazonas-Regenwald, Palmöl, Lieferkettengesetz
- gesche.juergens@greenpeace.org
- 0171-8787833
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/222538-stellungnahme-scholz-plant-ruckstandigen-handel-mit-brasilienVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace warnt: 192 russischen Öltanker bedrohen die Umwelt besonders und müssen sanktioniert werden
192 marode Tanker transportieren weltweit russisches Öl und bedrohen die Umwelt. Von den 192 Schiffen sind 171 in den vergangenen zwei Jahren einmal oder öfter durch die deutsche Ostsee gefahren. 7...
Greenpeace-Aktivist:innen protestieren auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralteten Tankern
Gegen umweltgefährdende russische Ölexporte mit Tankern der sogenannten Schattenflotte protestieren heute zehn Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock. Auf Schlauchbooten haben die Umw...
Greenpeace-Recherche deckt auf: Russische Ölexporte mit veralteten Tankern gefährden deutsche Ostseeküste
Russische Ölexporte mit maroden Schiffen der sogenannten Schattenflotte stellen eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Das Risiko einer Ölkatastrophe vor der deutschen Küste ist seit Beginn des...
Stellungnahme zum Gegenvorschlag der MERCOSUR-Staaten:
Der Gegenvorschlag des Mercosur zum EU-Mercosur-Freihandelsabkommens ist zu vage und ignoriert, dass weitere Gespräche hinter verschlossenen Türen nichts an den grundlegenden Mängeln des Abkommens ...