Hamburg, 18.01.2023 – Gut die Hälfte (52 Prozent) von 687 stichprobenartig getesteten Gastro-Betrieben hält sich nicht an die seit Jahresbeginn geltende Pflicht, Mehrweg-Alternativen für das Mitnehmen von Speisen und Getränken anzubieten. Dies ist das Ergebnis einer neuen Greenpeace-Recherche. Deutschlandweit haben Greenpeace-Unterstützer:innen zwischen dem 1. und 15. Januar in Restaurants großer Fast-Food-Ketten, Imbissen, aber auch bei Lieferdiensten und an Frischetheken in Supermärkten getestet, ob sie die neue gesetzliche Mehrweg-Angebotspflicht für Plastik-Einwegverpackungen umsetzen.
Eine Mehrweg-Angebotspflicht, die von gut der Hälfte der Take-Away-Branche schlicht ignoriert wird, ist keine. Um die Müllflut zu stoppen, muss die Einhaltung des Gesetzes kontrolliert, strafrechtlich vollzogen und vor allem ausgeweitet werden. Umweltministerin Steffi Lemke sollte die katastrophalen Erfahrungen der ersten Wochen nutzen, um endlich eine flächendeckende Mehrweg-Pflicht einzuführen - und zwar für alle Verpackungsmaterialien.Viola Wohlgemuth, Expertin für Ressourcenschutz von Greenpeace
Die Greenpeace-Recherche zeigt, dass etwa bei McDonalds oder Burger King nur Getränke und Eis in Mehrwegverpackungen angeboten werden, andere Produkte jedoch weiter in Einwegverpackungen. Kentucky Fried Chicken bot nicht einmal für Getränke Mehrweg-Alternativen an, obwohl dies nun materialunabhängig für alle Einwegbecher verpflichtend ist. Den vollumfänglichen Anforderungen des Gesetzes, einem Mehrweg-Angebot ohne Aufpreis und mit deutlich sichtbarer Bewerbung im Laden, kamen sogar nur knapp 24 Prozent der Gastro-Betriebe nach. Mehrere tauschten zudem das Plastik der Einwegverpackungen gegen andere Materialien aus und umgehen somit das Gesetz, ohne die Müllmenge zu verringern. In Deutschland entstehen laut Verbraucherzentrale Berlin täglich 770 Tonnen Verpackungsmüll durch Mitnahme-Verpackungen für Speisen und Getränke. Schon die Hälfte des Abfalls in den Meeren besteht aus Verpackungen von Lebensmitteln, Plastiktüten und Folien.
Greenpeace wird die Ergebnisse den verantwortlichen Landesbehörden zur Verfügung stellen und fordert die strafrechtliche Durchsetzung des mit bis zu 10.000 Euro Bußgeld versehenen Gesetzes.
Die deutsche Plastikindustrie verbraucht fast ein Viertel des in der Industrie eingesetzten Gas. Klimaschädliche fossile Ressourcen für sinnlose Einwegverpackungen zu verschwenden, ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Brandbeschleuniger der Klimakrise! Das Prinzip Einweg muss grundsätzlich gestoppt werden.Viola Wohlgemuth, Expertin für Ressourcenschutz von Greenpeace
Achtung Redaktionen: Fotomaterial finden Sie online hier, Videomaterial können Sie online hier finden. Die Recherche-Ergebnisse erhalten Sie online unter https://www.greenpeace.de/publikationen/greenpeace-recherche-deutschland-mehrweg-test
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Andi Nolte
- Pressesprecherin Konsumwende, UN Plastics Treaty / UN-Plastikabkommen
- andi.nolte@greenpeace.org
- 0175-2083755
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/222141-greenpeace-recherche-jede-zweite-gastronomie-ignoriert-mehrweg-angebotspflicht/Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Stellungahme zum Ergebnis der UN-Verhandlungsrunde zum Plastikabkommen
Die sechste Verhandlungsrunde des UN-Plastikabkommens endet ohne abschließendes Abkommen. Die Positionen der Länder klaffen so weit auseinander, dass keine Einigung möglich ist.
Plastikkonferenz in Genf: Greenpeace-Aktivist:innen protestieren mit schwarzer Farbe gegen Plastikflut
Für ein starkes Abkommen gegen die Plastikflut protestieren heute morgen 22 Greenpeace-Aktivist:innen am Palais des Nations in Genf. Ihr Protest richtet sich gegen den übermäßigen Einfluss der foss...
Greenpeace-Stellungnahme zum Start der UN-Plastikkonferenz
Die fünfte UN-Verhandlungsrunde für ein globales Plastikabkommen beginnt am 4. August 2025 – und mit ihr die vielleicht letzte Chance, die Plastikflut wirksam einzudämmen. Greenpeace-Plastikexperte...
Historische Chance: UN-Plastikabkommen entscheidet sich in Genf – Mediabriefing von Greenpeace
Vom 5.–14. August 2025 verhandeln die UN in Genf über ein globales Plastikabkommen. Ziel ist ein verbindlicher Vertrag zur Regulierung der gesamten Plastikkette. Greenpeace fordert Reduktionsziele,...
Greenpeace: Plastikproduktion verbraucht allein in Deutschland 9 Millionen Tonnen Öl und Gas
Für die Produktion von Plastik werden allein in Deutschland fast neun Millionen Tonnen an Öl und Gas pro Jahr verbraucht – das zeigt ein neuer Greenpeace-Bericht. Mehr als ein Viertel der rund 16.0...