Hamburg, 7. 12.2022 - Am morgigen 8. Dezember findet in Deutschland der Tag der Bildung statt. Während die Ampel-Regierung zeitgleich auf ein Jahr politische Arbeit im Krisenmodus und das Schnüren von Hilfspaketen zurückblickt, stellt Greenpeace an diesem Tag die Frage: Wo bleiben Wille und Investitionen für gute Bildung, um die nächste Generation bestmöglich für schwierige Zeiten zu wappnen? Greenpeace-Bildungsexperte Dr. Dietmar Kress warnt davor, dass Jugendliche nicht auf globale Herausforderungen vorbereitet sind und kritisiert, dass die Anpassungen im Bildungssystem nur im Schneckentempo vorangehen. Kress sieht die Bildung in Deutschland nicht zukunftsfähig aufgestellt. Sie gehe an den Bedürfnissen der jungen Generation vorbei.
Wir müssen jetzt aufpassen, dass aus Überforderung, Angst und Einsamkeit bei der jungen Generation nicht die Unterstützung autoritärer und undemokratischer Strukturen wird. Bildung ist ein wesentlicher Hebel, Schutzraum und Werteverstärker für eine Gesellschaft im Frieden. Wann kommt die Bildungswende in deutschen Schulen und Hochschulen an? Die Politik müsste dafür über ein Sondervermögen Bildung oder deutliche Anhebung der Bildungsausgaben nachdenken, um dieser innenpolitischen Krise gerecht zu werden.Dr. Dietmar Kress, Leitung Greenpeace Bildungsteam
Ergebnisse aktueller Studien belegen, dass sich die Situation von Jugendlichen immer weiter verschlechtert. Bereits das letzte Greenpeace Nachhaltigkeitsbarometer 2021 stellt fest, dass Jugendliche bei Veränderungsprozessen nicht ernsthaft mitgestalten können. Dies betrifft den Schutz von natürlichen Lebensgrundlagen, den notwendigen Umbau des Wirtschaftssystems und eben auch Anpassungen im Bereich der Bildung. Auch die jüngste Trendstudie von Schnetzer/Hurrelmann [1] bewertet die wirtschaftliche Entwicklung, die politischen Verhältnisse und der gesellschaftliche Zusammenhang von Jugendlichen überwiegend negativ. Kritische Befunde finden sich ebenso in der diesjährigen Rheingold-Jugendstudie [2], in der 80 % der Jugendlichen angeben, sich von der Politik nicht beachtet zu fühlen. können. (Quellen: [1] Simon Schnetzer/Klaus Hurrelmann: Trendstudie: Jugend in Deutschland, Sommer 2022. Jugend im Dauerkrisen-Modus. [2] Rheingold Jugendstudie 2022. Turbo-Pubertät im Corona-Treibhaus)
Seit 2017 liegt der Nationale Aktionsplan „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) vor. Fünf Jahre später hinken Bund und Länder bei der Umsetzung immer noch weit hinterher. Dies bestätigt auch das aktuelle „Monitoring zu Nachhaltigkeit und BNE in der schulischen Bildung“, im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. In den meisten Schulbehörden fehlt es an neuen wichtigen Impulsen. Zukunftsfähige Bildungsorte existieren nur als Leuchtturm-Projekte und hängen stark von einzelnen Engagierten ab. Für flächendeckende Veränderungen ist aktuell kaum ein politischer Wille erkennbar. Vielmehr verschließt die Politik die Augen davor, dass inmitten der Klimakrise auch das Bildungssystem an eine veränderte Welt angepasst werden muss.
Die nächste Generation hat die Klimakrise nicht zu verantworten. Es ist das Mindeste, sie nicht noch bei der Bewältigung im Stich zu lassen. Welchen Wert hat es noch, nur für Prüfungen mit veralteten Lerninhalten zu büffeln? Bringen wir jungen Menschen Kompetenzen bei, die ihnen wirklich helfen, sich mit den realen globalen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Wir müssen sie durch gute Bildung stärken und handlungsfähig machen. Dafür müssen Politik und Verwaltung endlich die entscheidenden Weichen stellen.Dr. Dietmar Kress, Leitung Greenpeace Bildungsteam
Für die Transformation des Bildungssystems braucht es eine überzeugende Verankerung von BNE, wirksame Beteiligung insbesondere der nächsten Generation, ausreichende Ressourcen und Freiräume.
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