Verdeckte Greenpeace-Recherche: Mangelhafte Beratung zu klimaverträglichen DWS-Fonds bei der Deutschen Bank
Frankfurt/Hamburg, 5. 11. 2022 - Die Deutsche Bank-Tochter DWS enttäuscht Verbraucher:innen beim Klimaschutz. Denn wer sein Geld in Aktienfonds der Fondsgesellschaft anlegen möchte, erhält in den meisten Fällen weder eine fundierte Beratung noch passende Fondsvorschläge. Das zeigt die Auswertung einer aktuellen Greenpeace-Recherche auf Basis von 38 verdeckt geführten Beratungsgesprächen. Diese fanden im September und Oktober 2022 in Filialen der Deutschen Bank und des Tochterunternehmens Postbank statt. Die Testkäufer:innen berichteten von Wissenslücken, falschen Aussagen und verwirrenden Informationen durch die Berater:innen. Zwölf der insgesamt 15 vorgeschlagenen DWS-Fonds sind laut Greenpeace-Analyse völlig ungeeignet für klimabewusste Anleger:innen.
Die grünen Werbeversprechen der DWS haben nichts mit der Praxis zu tun. Gute Beratung zu klimaverträglichen Geldanlagen kann nur gelingen, wenn die Produkte und die DWS selbst im Einklang mit den Pariser Klimazielen sind.Mauricio Vargas, Greenpeace-Finanzexperte
Greenpeace fordert: Um glaubwürdig zu bleiben, muss die DWS ihre Investments in besonders klimaschädliche Unternehmen wie expandierende Kohle, Öl- und Gasfirmen stoppen.
Die Analyse der Beratungsqualität führte Nextra Consulting im Auftrag von Greenpeace durch: Lediglich in einem Drittel der Gespräche erkundigten sich die Anlageberater:innen nach dem Nachhaltigkeitsinteresse, obwohl sie seit August 2022 dazu gesetzlich verpflichtet sind (MiFID II). In etwa vierzig Prozent der Gespräche hinterließen sie den Eindruck, kaum Wissen zu nachhaltigen Anlagestrategien zu haben. Insgesamt bewerteten die Tester:innen die entsprechende Beratungskompetenz als unbefriedigend. Greenpeace-Experte Vargas hat die empfohlenen Fonds analysiert: In nur zwei von 38 Fällen wurden den Testkäufer:innen passend zu ihrem Anlagewunsch ausschließlich klimaverträgliche Fonds angeboten; in sieben weiteren Fällen war zumindest ein klimaverträglicher Fonds unter den Empfehlungen. “Manche der angebotenen Fonds enthalten große Positionen in Ölfirmen, was Menschen mit Klimaschutz-Präferenzen niemals hätte angeboten werden dürfen”, so Vargas. Dies widerspricht der von der DWS vertretenen Position, dass die Angaben zu ihren nachhaltigen Fonds korrekt seien.
Obwohl sich die DWS öffentlich zum 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens bekennt, bewegt sie sich mit ihrer Fondspalette umgerechnet auf einem Temperaturpfad von 2,6 Grad Erderhitzung. Wissenschaftlicher Konsens ist, dass es zur Einhaltung des Pariser Klimaziels keine weiteren klimaschädlichen Investitionen geben darf. Die DWS ist jedoch im Vergleich zu anderen Vermögensverwaltern der mit Abstand größte Finanzier von Firmen, die ihr Öl-, Kohle- und Gasgeschäft ausweiten wollen (7,8 Milliarden Euro, Stand September 2022). Zudem hat die DWS keine Strategie im Umgang mit diesen klimaschädlichen Unternehmen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Mauricio Vargas
- Experte für Wirtschaft und Finanzen, insbesondere Investments, Schwerpunkt Klimaschutz
- mauricio.vargas@greenpeace.org
- 0151-11765567
-
- Michelle Bayona
-
Pressesprecherin Finanz- und Wirtschaftswende
(in Elternzeit) - michelle.bayona@greenpeace.org
- 0171-8780830
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace-Stellungnahme zur Beratung des Bundeshaushalts
Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Nachtragshaushalt 2021 steht die Bereinigungssitzung des Bundeshaushalts heute vor erheblichen Herausforderungen. Martin Kaiser, geschäftsführender...
Greenpeace-Stellungnahme: Urteil des BVerG zum Nachtragshaushalt
Das Bundesverfassungsgericht hat die Änderung des Nachtragshaushalts 2021 für verfassungswidrig erklärt. Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand von Greenpeace kommentiert: "Nun rächt sich, dass...
Stellungnahme zu Strompreis-Erleichterungen für Industrie
Es war überfällig, dass sich die Bundesregierung von einem pauschal verbilligten Industriestrompreis verabschiedet. Doch auch die heute beschlossenen Maßnahmen untergraben Anreize, den Energieverbr...
EU-Taxonomie: Greenpeace verklagt EU-Kommission
Greenpeace reicht Klage vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg ein - Investitionen in fossiles Gas und riskante Atomenergie dürfen nicht weiter als grün gelten.