Hamburg, 1. 9. 2022 – Eine einmalige, CO2-basierte Neuzulassungssteuer auf klimaschädliche Neuwagen kann den CO2-Ausstoß der Autoflotte in Deutschland innerhalb weniger Jahre deutlich senken. Eine Neuzulassungssteuer kann zudem den Umstieg auf Elektromobilität sozial gerechter finanzieren als die derzeitige Kaufprämie. Dies zeigen zwei heute veröffentlichte Greenpeace-Studien.
Beim Klimaschutz landen in Deutschland zugelassene Neuwagen im europäischen Vergleich ganz hinten, das muss sich ändern. Wer heute noch ein neues Auto mit hohem CO2-Ausstoß kaufen will, sollte dafür spürbar mehr zahlen müssen als für klimafreundliche Alternativen. Eine Zulassungssteuer für Neuwagen kann den CO2-Ausstoß schnell senken und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Verkehrswende fair finanziert wird. Dieses Instrument gehört ins Herbstpaket der Bundesregierung.Tobias Austrup, Greenpeace-Verkehrsexperte
Ein Vergleich europäischer Länder mit Zulassungssteuer bescheinigt dem niederländischen Modell besondere Wirksamkeit (Online: „Vorbild Niederlande“). Weil die Steuer dort schon ab dem ersten Gramm CO2 fällig wird und der Steuersatz mit wachsendem CO2-Ausstoß rasch ansteigt, hat sie eine besonders starke Lenkungswirkung. Um 49 Prozent sank der durchschnittliche CO2-Ausstoß von Neuwagen in den Niederlanden zwischen 2001 und 2020, in Deutschland lediglich um 36 Prozent. Während in Deutschland gut 16 Prozent der Neuwagen über 150 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen und damit besonders klimaschädlich sind, beträgt der Anteil solcher Pkw in den Niederlanden weniger als drei Prozent. In den Niederlanden fuhren fast 25 Prozent der 2020 neu zugelassenen Pkw vollelektrisch, in Deutschland weniger als sieben Prozent.
Viele Spritschlucker, wenig sparsame Autos, kaum E-Mobile - die Neuwagenflotte in Deutschland ist ein klimapolitischer Alptraum. Wenn die Bundesregierung bis 2030 wirklich 15 Millionen E-Autos und deutlich weniger CO2 im Verkehr will, braucht sie wirksame Instrumente wie eine Zulassungssteuer.Tobias Austrup, Greenpeace-Verkehrsexperte
Eine Neuzulassungssteuer kann zudem helfen, den Umstieg auf saubere E-Autos gerechter zu finanzieren, zeigt die ebenfalls heute veröffentlichte Studie „Elektromobilität fair finanzieren“ des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace. Eine Neuzulassungssteuer sorgt dafür, dass nicht mehr die Allgemeinheit, sondern die Käufer emissionsintensiver Verbrenner - mehrheitlich Unternehmen und Haushalte mit hohen Einkommen - die Kaufprämie für Elektroautos finanzieren.
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) steht unter Druck, wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu präsentieren. Vergangene Woche bestätigte der Expertenrat für Klimafragen Wissing enormen Nachholbedarf. Seine bisherigen Klimamaßnahmen schaffen gerade 5 Prozent der bis 2030 nötigen CO2-Einsparung.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Gregor Kessler
- Pressesprecher Mobilität
- gregor.kessler@greenpeace.org
- 0151-72702918
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace zu Markus Söders heutigem Autogipfel
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat am 2.12.2024 zum Autogipfel nach München geladen. Seine Vorschläge sind allerdings eher eine ökonomische und ökologische Rolle rückwärts, kritisiert Green...
Greenpeace-Datenanalyse: Großer Teil der Privatjetflüge nicht beruflich, sondern zum Vergnügen
Ein große Zahl besonders klimaschädlicher Privatjetflüge findet nicht beruflich sondern zum Vergnügen statt, zeigt eine Datenanalyse im Auftrag von Greenpeace Mittel- und Osteuropa.
Verschobene CO2-Grenzwerte würden Europas Autofahrenden 100 Milliarden Euro höhere Tankkosten aufbürden
Die von der Autolobby und Politikern der FDP und Union geforderte Verschiebung der EU-Flottengrenzwerte würde Autofahrende in Europa mit etwa 100 Milliarden Euro an zusätzlichen Tankkosten belasten.
Greenpeace zur Preiserhöhung beim Deutschlandticket
Das Deutschlandticket soll ab dem kommenden Jahr 9 Euro teurer werden und dann 58 Euro pro Monat kosten.
Studie: Mangelnder Klimaschutz im Verkehr macht künftig drastische Maßnahmen nötig
Verschiebt die Bundesregierung Klimaschutzmaßnahmen im Verkehr weiterhin in die Zukunft, würden bereits in den 2030er Jahren harte Einschnitte drohen, bis hin zu Fahrverboten.