Borkum/Niedersachen, 26. 7. 2022 – Mit der aus etwa 250 Menschen geformten, 50 Meter langen Forderung “No New Gas!” protestieren Greenpeace Aktivist:innen heute am Strand von Borkum gegen weitere Gasbohrungen. Gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung und Urlaubenden fordern sie, das geplante Erdgasprojekt vor der Nordseeinsel zu stoppen und andere zerstörerische Gasbohrungen einzustellen. Die Gasbohrungen würden empfindliche Lebensräume zerstören und Tiere, wie bedrohte Schweinswale, weiter gefährden. “In einem einzigartigen Schutzgebiet nach Erdgas zu bohren, das erst in einigen Jahren bereitsteht, ist keine Antwort auf die aktuelle Energiekrise, sondern ökologischer Irrsinn”, sagt Greenpeace-Meeresexperte Till Seidensticker. “Der Nationalpark Wattenmeer gehört geschützt. Eine sichere Energieversorgung braucht immer weniger klimaschädliches Gas und mehr Erneuerbare und Effizienz.”
Rund zwanzig Kilometer nordwestlich von Borkum, in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, will das niederländische Unternehmen One-Dyas ein Erdgasfeld erschließen. Das Land Niedersachsen hatte das Projekt im vergangenen Jahr zunächst aufgrund von Umweltbedenken verworfen. Aus Sorge vor ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland soll es nun doch ausgebeutet werden. Das Projekt würde jedoch frühestens ab Ende 2024 Gas liefern und damit eine langfristige Abhängigkeit von Gas schaffen, die es zum Erreichen der Klimaziele nicht geben darf. In einer ersten Phase plant One-Dyas bis zu 13 Milliarden Kubikmeter Gas zu fördern. Durch die Verbrennung würden etwa 26 Millionen Tonnen CO2 entstehen - das entspricht etwa den jährlichen Emissionen von Rheinland-Pfalz. “Deutschland darf mit dem industriellen Abbau von Erdgas nicht weiter die Klimakrise anheizen und der Artenvielfalt im Meer schaden. Die Zeiten für weitere Bohrvorhaben nach Erdöl oder Erdgas in unseren Meeren sind vorbei”, so Seidensticker.
Bohrungen können kleinere Erdbeben auslösen, die zu Salzwassereinbrüchen in Süßwasservorkommen führen und die Trinkwasserversorgung von Borkum gefährden. Die Inseln Borkum und Juist sowie ein niederländisch-deutsches Bündnis von Umweltschutzverbänden haben bereits Klage gegen das Projekt eingereicht.
Auch vor der Küste Westaustraliens bedroht ein Gasprojekt einzigartige Meeresgebiete. Mit Unterstützung der deutschen Konzerne RWE und Uniper sollen dort riesige Gasfelder erschlossen werden, die frühestens 2025 Gas liefern könnten. Die Bohrungen verliefen in einem der artenreichsten Meeresregionen Australiens. Die Pipeline würde auch dort Wale und viele weitere Meerestiere gefährden.
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