Hamburg, 20. 5. 2022 – Für ein Ende der Beimischung von Biosprit zu Benzin und Diesel demonstrieren morgen Greenpeace-Aktive in 30 Städten, darunter Köln, München und Hannover. Anhand aufgestellter Mehlsäcke zeigen sie, welche Mengen an essbarem Getreide für den Biosprit-Verbrauch für die Zapfsäulen der jeweiligen Kommune verwendet werden. Mit einem Ausstieg aus der Erzeugung von Biokraftstoffen könnte Deutschland angesichts der drohenden weltweiten Hungerkrise kurzfristig zusätzliches Getreide und Pflanzenöl zur Verfügung stellen. Die Bundesregierung sollte daher die Beimischung zu fossilen Kraftstoffen umgehend beenden. „Wir müssen jetzt raus aus dem Biosprit. Deutschland würde zeigen, dass es im Kampf gegen den Hunger bereit ist zu handeln“, sagt Matthias Lambrecht, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. „Damit können wir kurzfristig einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelversorgung leisten. Langfristig schadet der intensive Anbau von Energiepflanzen dem Klima und der Artenvielfalt. Auch deshalb darf dieser Irrweg nicht weiterverfolgt werden.“
Der Forderung nach einem Ausstieg aus dem Biosprit stimmt die Mehrheit der Bundesbürger:innen in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag von Greenpeace zu. 65 Prozent von 1016 im April 2022 Befragten sprachen sich dafür aus, die Beimischung von Biokraftstoffen zu Benzin und Diesel stoppen, damit Agrarprodukte wie Getreide oder Raps zum Erzeugen von Lebensmitteln zur Verfügung stehen (Link zur Umfrage: https://act.gp/3NgoMrB). Vergangene Woche hatte sich bereits die Umweltminister:innenkonferenz (UMK) einstimmig dafür ausgesprochen, den Einsatz von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen zur Produktion von Biokraftstoffen auf Reststoffe zu begrenzen. Sie forderte Bundesverkehrsminister Wissing auf, zum Erreichen der Klimaziele im Verkehrssektor wirksame Maßnahmen wie ein Tempolimit auf Autobahnen zu ergreifen.
Etwa die Hälfte der rund 1,15 Millionen Liter Ethanol, die in Deutschland 2021 als Kraftstoff dem Benzin beigemischt wurden, stammten aus inländischer Erzeugung. Für die Gesamtmenge Ethanol wurden 2,4 Millionen Tonnen Getreide verwendet. Gemessen am Pro-Kopf-Verbrauch wandern so in Berlin jeden Tag mehr als 11.500 Säcke mit jeweils 25 Kilo Getreide in den Tank. Würde die Produktion von Biosprit gestoppt, stände eine Menge an Weizen und Roggen zur Verfügung, aus der sich Mehl für etwa 460.000 Brote mahlen ließe.
Die Aktivist:innen werben mit einer von Greenpeace und dem kirchlichen Hilfswerk Misereor aufgesetzten Petition um Unterstützung, die Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) auffordert, die Bundesregierung zum schnellen Ausstieg aus dem Biosprit zu bewegen (Link zur Petition: https://act.greenpeace.de/kein-essen-in-trog-und-tank). „Schulze und Özdemir müssen jetzt in der Koalition durchsetzen, dass Essen nicht länger in Tank oder Trog landet. Diese wertvollen Lebensmittel werden dringend gebraucht, damit die Nahrungsversorgung für Millionen Menschen sicher und bezahlbar ist“, sagt Lambrecht.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Matthias Lambrecht
- Experte für Agrarwende
- matthias.lambrecht@greenpeace.org
- 0151-42433135
-
- Kristina Oberhäuser
- Pressesprecherin Agrarwende
- kristina.oberhaeuser@greenpeace.org
- 0171-7099104
-
- Kirstie Kinley
- Fotoredakteurin Agrarwende
- kirstie.kinley@greenpeace.org
- 0171-8660463
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/214608-bundesweiter-greenpeace-protest-gegen-essen-im-tankVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Stellungnahme zur Ankündigung Lemkes und Özdemirs, den Biosprit-Ausstieg bis zum Jahresende durchzusetzen
Greenpeace begrüßt die Ankündigung der grünen Minister:innen, die sich damit gegen das FDP-geführte Verkehrsministerium stellen
Greenpeace-Aktive verteilen Brot aus Futterweizen
Für die Nutzung von Weizen als Lebensmittel und gegen die Verschwendung als Biosprit und Tierfutter demonstrieren morgen Greenpeace-Aktive in 21 Städten
Protest gegen Produktion von Biosprit aus Weizen
Für einen umgehenden und vollständigen Stopp der Biokraftstoff-Produktion demonstrieren heute 36 Aktivist:innen von Greenpeace an der Ethanolanlage von CropEnergies in Zeitz.
Bayern-Studie: Über 340.000 Jobs durch mehr Klima- und Naturschutz
Umweltverbände BUND Naturschutz in Bayern und Greenpeace sowie Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und IG Metall fordern mehr Tempo bei Energiewende und Klimaschutz.