Greenpeace-Recherche: Altkleiderexporte werden zur Entsorgung von Plastik-Textilmüll missbraucht

Verheerende Folgen für Mensch und Umwelt in Ländern wie Kenia und Tansania

Hamburg, 22.4.22 - Die Überproduktion der Fast-Fashion-Industrie verursacht immer größere Müllberge im globalen Süden. Das ist das Ergebnis einer Vor-Ort-Recherche von Greenpeace Deutschland, die heute im Rahmen der „Fashion Revolution Week“ veröffentlicht wird (https://act.gp/3Mk3mt7). Der Report „Vergiftete Geschenke“ deckt am Beispiel von Kenia und Tansania auf, wie Altkleiderexporte zur Entsorgung von Textilmüll missbraucht werden. Schockierende Fotos und Videos dokumentieren die verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt: riesige Müllberge, verschmutzte Flüsse, verunreinigte Luft. „Die Fast-Fashion-Industrie hat Kleider zu nicht recyclefähigen Plastikwegwerfartikeln gemacht, wie eine Plastiktüte“, sagt Viola Wohlgemuth, Expertin für Ressourcenschutz von Greenpeace. „Wir decken mit unserer Recherche auf, wie sich die Länder und Firmen des globalen Nordens ihrer Verantwortung für diesen Sondermüll entziehen. Sie lassen die Menschen in Ostafrika mit dem exportieren Plastik-Textilmüll allein - ohne jede Infrastruktur für die Entsorgung. ”

Zwar hat sich der öffentliche Druck auf die Fast-Fashion-Industrie erhöht, nachdem bei einem Unglück vor neun Jahren in einer Textilfabrik in Rana Plaza (Bangladesch) über 1000 Menschen starben. Und immer mehr Modemarken bemühen sich um ein sauberes Image. Doch von der „Kreislaufwirtschaft“, die viele Firmen jetzt propagieren, ist die Branche wie kaum eine andere entfernt. Weniger als ein Prozent aller Kleidungsstücke werden aus recycelten Textilfasern neu hergestellt. Und das Produktionsvolumen steigt jährlich immer noch um 2,7 Prozent. Fast Fashion hat sich längst zu Ultra Fast Fashion entwickelt, trotz aller Nachhaltigkeits-Versprechen.

Altkleider und Überproduktion landen nicht in Läden, sondern auf Müllhalden

Allein in Deutschland werden jährlich mehr als eine Million Tonnen Altkleider gesammelt. Weniger als ein Drittel wird in Deutschland als Secondhand-Ware weiterverkauft. Der Großteil wird nach Osteuropa und Afrika exportiert. Doch viele Kleidungsstücke haben keinen Marktwert mehr, weil sie defekt, verschmutzt oder für das örtliche Klima ungeeignet sind. Die Recherchen haben ergeben, dass 30 bis 40 Prozent der Importe nicht mehr verkauft werden können. Sie landen gemeinsam mit der Überproduktion auf Mülldeponien, in Flüssen oder werden unter freiem Himmel verbrannt: weltweit eine LKW-Ladung pro Sekunde.

„Es reicht nicht aus, das Wort ‘nachhaltig’ auf Textilien zu schreiben, ohne das Geschäftsmodell zu verändern“, sagt Wohlgemuth. „Wir brauchen wie beim Klima ein internationales Abkommen, das den Export von Textilmüll verbietet, recyclefähiges Produktdesign vorschreibt und eine globale Steuer, die das Verursacherprinzip mit einbezieht. Das heißt, die Hersteller werden für die Kosten der Beseitigung der verursachten Umwelt- und Gesundheitsschäden in der gesamten Lieferkette finanziell verantwortlich gemacht.”  

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