Greenpeace-Studie belegt ökologische und finanzielle Vorteile einer Kombination aus Steuerbefreiung für Obst und Gemüse und Ende der Subvention von Fleisch und Milch
Hamburg, 25. 4. 2022 – Eine Mehrwertsteuerreform, die klimaschädliche Steuervergünstigungen für Fleisch und Milchprodukte abschafft und Obst und Gemüse von der Mehrwertsteuer befreit, könnte Verbraucher:innen finanziell entlasten. Zugleich würden Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft vermindert. Das ist das Ergebnis einer Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace (https://act.gp/3rFALH1). Die Wissenschaftler:innen untersuchten, wie eine Anpassung der verminderten Mehrwertsteuersätze für tierische Produkte auf den regulären Steuersatz und die Streichung der Mehrwertsteuer auf pflanzliche Lebensmittel in ausgewählten EU-Mitgliedsländern wirken würden. Die Kombination der beiden steuerpolitischen Instrumente führte in Deutschland ebenso wie in Österreich, den Niederlanden, Belgien und Polen zu verminderten Pro-Kopf-Ausgaben für Lebensmittel. Die Einsparungen für die Verbraucher:innen wären mit jährlich 48,10 Euro in den Niederlanden am höchsten: In Deutschland würden die Konsument:innen im Schnitt 29,80 Euro einsparen. „Gerade wird heftig über eine Entlastung der Verbraucher:innen angesichts steigender Lebensmittelpreise diskutiert. Mit einer kombinierten Reform der Mehrwertsteuer, die gesunde Produkte günstiger und klimaschädliche teurer macht, kann die Bundesregierung gleichermaßen wirkungsvoll die Menschen unterstützen, die jetzt den Druck der Inflation spüren, und zugleich die Erderhitzung bekämpfen“, sagt Matthias Lambrecht, Volkswirt und Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace.
Die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse komplett zu streichen, wäre nach der kürzlich beschlossenen Novelle der EU-Mehrwertsteuersystemrichtlinie möglich. Mit dieser Novelle wurde im Rahmen des „Grünen Deal“ die Voraussetzung geschaffen, mit Hilfe veränderter Steuersätze Anreize für klimaschonenden Verbrauch zu setzen.
Die Ergebnisse der Studie des Öko-Instituts zeigen überdies, dass Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bei einer Reform der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel mit zwei Milliarden Euro zusätzlichen Einnahmen rechnen könnte. Denn die bislang ermäßigten Steuern auf Fleisch und Milchprodukte anzuheben, würde mehr Gelder in die öffentlichen Kassen fließen lassen, als durch die Steuerbefreiung von Obst und Gemüse und den veränderten Konsum verloren gingen.
Die Mehreinnahmen könnten verwendet werden, um damit die Verbesserung der Tierhaltung zu finanzieren. Bereits in einer zum Jahresbeginn veröffentlichten repräsentativen Umfrage von Kantar Emnid (https://act.gp/3qotQlr) sprachen sich 87 Prozent der FDP-Anhänger:innen dafür aus, Abgaben oder höhere Steuern auf Fleisch und Wurst für diesen Zweck einzusetzen. „Finanzminister Lindner sollte diese Vorlage zum Wohle der Menschen, des Klimas und der Tiere nutzen und sich nicht länger von Blockierern aus seiner Partei beirren lassen, die auch unter FDP-Wähler:innen längst keinen Rückhalt mehr finden“, sagt Lambrecht.
Über Greenpeace Deutschland
Greenpeace ist eine internationale Umweltorganisation, die mit direkten gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen kämpft.
Kontaktdaten
-
- Matthias Lambrecht
- Pressesprecher Agrarwende
- matthias.lambrecht@greenpeace.org
- 0151-42433135
-
- Kirstie Kinley
- Fotoredakteurin Agrarwende
- kirstie.kinley@greenpeace.org
- 0171-8660463
-
- Nina Kloeckner
- Pressesprecherin Agrarwende
- nina.kloeckner@greenpeace.org
- 0160-4339100
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace kommentiert Özdemirs Vorschlag zum Aussetzen von EU-Vorgaben
Wichtige Umweltstandards der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zum Fruchtwechsel und zu ökologischen Brachflächen in der Landwirtschaft weitgehend auszusetzen, ist ein Schritt in die falsche...
Greenpeace-Abfrage: Billigfleisch dominiert weiterhin das Supermarkt-Sortiment
Die großen Lebensmittelhändler verbessern ihr Fleischsortiment nur schleppend, zeigt die neue jährliche Greenpeace-Abfrage
Protest gegen Produktion von Biosprit aus Weizen
Für einen umgehenden und vollständigen Stopp der Biokraftstoff-Produktion demonstrieren heute 36 Aktivist:innen von Greenpeace an der Ethanolanlage von CropEnergies in Zeitz.
Kommentar zur Afrikanischen Schweinpest in Niedersachen
Warum das bestehende Schweinzucht-System dazu beiträgt, dass sich Seuchen schneller verbreiten.
Kommentar zur globalen Ernährungssicherheit
Kommentar zur gemeinsamen Erklärung der Bundesminister:innen für Ernährung und Landwirtschaft, Entwicklung und des Auswärtigen Amtes zu den Folgen des Ukrainekriegs für die globale Ernähr...