Hamburg, 9. 3. 2022 – Schnell umsetzbare Maßnahmen können den Import von russischem Öl nach Deutschland kurzfristig um etwa ein Drittel senken und so einen wichtigen ersten Schritt zu einer vollständigen Unabhängigkeit von russischem Öl leisten. Dies zeigt die heute veröffentlichte Greenpeace-Kalkulation „Kein Öl für Krieg“ (online: https://act.gp/3ITVxsN). Sie untersucht das Einsparpotenzial von zehn Sofortmaßnahmen wie einem generellen Tempolimit, einem beschleunigten Einbau von Wärmepumpen oder einer Verlängerung der derzeit geltenden Homeoffice-Pflicht. Auch Schritte wie autofreie Sonntage oder ein teilweiser Verzicht auf Freizeitfahrten mit dem Auto wurden untersucht. In Summe könnten die zehn Maßnahmen den deutschen Ölbedarf um zehn bis zwölf Prozent senken. Der Anteil russischen Öls in Deutschland liegt bei etwa 32 Prozent. „Jede Tankfüllung, jede Heizöllieferung spült Geld in Putins Kriegskasse“, so Greenpeace Verkehrsexperte Benjamin Stephan. „Diese unerträglichen Finanzhilfen für Putins Angriff auf die Ukraine ließen sich schon morgen deutlich reduzieren. Alles was es dafür braucht ist politischer Mut und die Art von Unterstützung, die wir gerade in weiten Teilen der Gesellschaft sehen.“
Die Greenpeace Berechnungen zeigen, dass etwa ein vorübergehendes Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen, Deutschlands Mineralölimporte um etwa 2,5 Prozent pro Jahr senken kann. Die Homeoffice-Pflicht in Teilen zu verlängern könnte weitere 1,7 Prozent einsparen, ein Verzicht auf jede zweite Freizeit-Autofahrt von über 20 Kilometern sogar 2,6 Prozent. Die zehn Maßnahmen beruhen zum Teil auf Freiwilligkeit, etwa eine gesteigerte Nutzung des Radverkehrs, aber auch auf politischer Regulierung, wie etwa Tempolimit oder autofreie Sonntage. „Es ist gut, wenn Deutschland und Europa jetzt einen Weg suchen, möglichst schnell komplett ohne Gas, Kohle und Öl aus Russland auszukommen“, so Stephan. „Der Weg zur Unabhängigkeit von Putins Öl sind viele kleinere Schritte und einige davon kann die Bundesregierung schon heute gehen.“ Maßnahmen wie autofreie Sonntage oder die Zahl der reduzierten Freizeitfahrten mit dem Auto lassen sich steigern und damit die Menge des eingesparten Öls erhöhen.
Im vergangenen Jahr hat Deutschland laut Statistischem Bundesamt (Destatis) 24,2 Millionen Tonnen Rohöl und 5,1 Millionen Tonnen Ölprodukte im Gesamtwert von 12,3 Milliarden Euro aus Russland importiert. Der überwiegende Teil des importierten Öls wird als Benzin, Diesel und Kerosin im Verkehr verbrannt, ein weiterer großer Teil in privaten Ölheizungen.
In Reaktion auf Putins Angriffskrieg in der Ukraine kündigte US-Präsident Joe Biden gestern für die USA ein Importverbot für Rohöl aus Russland an. Großbritannien will bis Ende des Jahres kein russisches Öl mehr importieren.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Benjamin Stephan
- Experte für Verkehrswende
- benjamin.stephan@greenpeace.org
- 0151-57208151
-
- Gregor Kessler
- Pressesprecher Mobilität, COP29
- gregor.kessler@greenpeace.org
- 0151-72702918
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/211811-sofortmassnahmen-konnen-olimporte-aus-russland-kurzfristig-um-ein-drittel-senkenVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace-Protest beim CSU-Parteitag
Bayerns größte Regierungspartei ignoriert Dramatik der Klimakrise
Greenpeace-Aktive protestieren vor Kanzleramt gegen abgeschwächten Klimaschutz
Vor der heutigen Kabinettsabstimmung über das neue Klimaschutzgesetz protestieren Greenpeace-Aktive mit drei etwa zwei Meter großen Affenköpfen vor dem Kanzleramt für Ehrgeiz und Gesetzestreue beim...
Greenpeace Stellungnahme zur Regierungsklausur in Meseberg
Die Ampel blinkt derzeit wild, aber sie regelt nichts!
Greenpeace kommentiert Prüfbericht des Expertenrats für Klimafragen
Das Sofortprogramm von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) reicht bei weitem nicht, um die gesetzlich festgeschriebenen CO2-Ziele im Verkehr zu erreichen, bestätigt das heute vorgestellte Gutacht...
Greenpeace kommentiert Klimaschutz-Programme für Verkehr und Gebäude
Nachbesserungen beim Klimaschutz haben heute Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Bauministerin Klara Geywitz (SPD) angekündigt.