Greenpeace-Protest gegen Zerstörung der Tiefsee

Internationale Meeresbodenbehörde ISA verhandelt über Start von Tiefseebergbau

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Rotterdam, 10. 12. 2021 – Gegen den drohenden Start von Tiefseebergbau protestieren Greenpeace-Aktivist:innen heute in Rotterdam an dem Schiff “Hidden Gem”, das in Zukunft Metalle und seltene Erden in der Tiefsee abbauen soll. Sie näherten sich der “Hidden Gem” in Schlauchbooten und befestigten ein 6x4 Meter großes Banner am Bohrturm-Aufbau des Schiffes sowie ein 9x3 Meter großes Banner an dessen Bordwand. Beide tragen die Aufschrift “No Deep Sea Mining!” (Kein Tiefseebergbau!). „In den Tiefen der Meere herrscht eine weitgehend unergründete Artenvielfalt, die wir erhalten müssen. Trotz Biodiversitätskrise gerät der größte Lebensraum der Erde zunehmend ins Visier von Regierungen und Rohstoffkonzernen. Die Tiefsee muss vor der Rohstoffgier geschützt werden!“, fordert Greenpeace-Experte Manfred Santen.

Wissenschaftler:innen warnen aktuell, dass dutzende Arten in der Tiefsee vom Aussterben bedroht sind. So ließ die Queen's University Belfast nach Untersuchungen an Hydrothermalquellen 184 Lebewesen der Tiefsee auf die sogenannte Rote Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) setzen. Die Metalle und seltenen Erden, auf die sich das wirtschaftliche Interesse in der Tiefsee richtet, sollen unter anderem an Hydrothermalquellen abgebaut werden. Seit diesem Montag berät die verantwortliche Internationale Meeresbodenbehörde ISA in Kingston, Jamaika, unter welchen Bedingungen Tiefseebergbau bereits im Juli 2023 starten kann. Das nordamerikanische Bergbauunternehmen “The Metals Company” reichte mit dem pazifischen Inselstaat Nauru im Sommer diesen Jahres einen entsprechenden Antrag ein. Santen warnt: „Die Ressourcenfrage, etwa für Kommunikationstechnologie und Batterien, muss an Land durch Recycling, nachhaltiges Produktdesign und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft gelöst werden – nicht in der Tiefsee. Unsere Ozeane sind für uns alle überlebenswichtig, sie sind das gemeinsame Erbe der Menschheit.“

Greenpeace fordert von Wirtschafts- und Klimaminister Habeck starken Schutz der Tiefsee 

Deutschland besitzt Explorationslizenzen für den Abbau von Manganknollen und Massivsulfiden im Pazifischen und Indischen Ozean. Die Regierung investierte in den vergangenen zehn Jahren bereits 50 Millionen Euro in die Vorbereitung. Die neue Regierung hat den Schutz der Artenvielfalt als eines der zentralen Zukunftsfelder im Koalitionsvertrag benannt. Greenpeace fordert daher von Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen), sich dringend auf internationaler Ebene dafür einzusetzen, dass der geplante Tiefseebergbau nicht Realität wird. „Wir wissen mehr über die Oberfläche des Mondes als über das artenreiche Leben in der Tiefsee. Der Schutz unserer Lebensgrundlagen muss vor wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen stehen. Dieses kurzsichtige Denken und Handeln können wir uns schon lange nicht mehr erlauben“, so Santen.

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