Berlin, 28.08.2012 - 300 Kilogramm Brot für 100 Liter Agrosprit - dieses Missverhältnis bei der Herstellung von so genanntem Biosprit verdeutlicht eine überdimensionale Waage, die Aktivisten der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace heute vor dem Bundeskanzleramt aufgestellt haben. Mit der Aufschrift E10 stoppen - Politik ohne Maß und Ziel' protestieren sie gegen die Energiepolitik der Bundesregierung. 'Die Bundesregierung hat jedes Maß verloren - falsche Lösungen wie Agrosprit verschärfen den Hunger in der Welt, einseitige Klientelpolitik im Energiesektor treibt die Kosten für die Verbraucher in die Höhe', sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter.
Anlässlich des heutigen Spitzengesprächs im Bundeskanzleramt zur Energiewende kritisiert Greenpeace die irreführende Debatte über die Energiepreise. Wirtschaftsminister Rösler und seine Industriefreunde befeuern derzeit eine Scheindebatte um die Strompreise. Unter dem Vorwand, die Verbraucher zu entlasten, wollen sie die Förderung von Erneuerbaren Energien abschaffen und damit die Energiewende vor die Wand fahren. Und Umweltminister Altmaier schaut diesem Treiben tatenlos zu, so Hofstetter. 'Wir brauchen stattdessen eine ehrliche Energiepreisdebatte, die sämtliche Kosten berücksichtigt, nicht nur beim Strom, sondern auch bei anderen Energieträgern wie Treibstoffen.'
Die Preise für Strom und Benzin werden nicht durch die Erneuerbaren Energien, sondern vor allem durch die Preispolitik der Strom- und Mineralölkonzerne seit Jahren in die Höhe getrieben. 'Um Energie bezahlbar zu halten, muss die Bundesregierung Effizienzmaßnahmen durchsetzen und die milliardenschweren Subventionen für die Kohle- und Atomindustrie abbauen, statt teure Scheinlösungen wie Agrosprit zu fördern', sagt Hofstetter.
Agrokraftstoffe wie E10 werden durch die Autofahrer an der Tankstelle subventioniert, weil die Mehrkosten auf alle Treibstoffe umgelegt werden. Wissenschaftliche Studien zeigen jedoch seit langem, dass sogenannte Biokraftstoffe nicht geeignet sind, um CO2 einzusparen. Die EU-Kommission hat errechnen lassen, dass zahlreiche Agrotreibstoffe sogar schlechter für das Klima sind als Benzin aus fossilen Energiequellen.
Verbraucher und das Klima könnten stattdessen deutlich entlastet werden mit strengen europaweiten CO2-Obergrenzen für Neuwagen: Autofahrer könnten schon bei einem EU-Grenzwert von 120 Gramm CO2 pro Kilometer im Schnitt über 300 Euro im Jahr an Spritkosten einsparen. Dies entspricht einem Verbrauch von rund fünf Litern auf 100 Kilometer. Eine strenge CO2-Obergrenze für Neuwagen wird aber durch die Bundesregierung seit Jahren auf europäischer Ebene blockiert. Greenpeace fordert, den CO2 Ausstoß bis 2020 auf 80 Gramm pro Kilometer - also rund 3 Liter pro 100 Kilometer - zu senken.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/207640-greenpeace-sparsame-autos-statt-teurem-agrospritVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace zu den heutigen CO2-Projektionen des Umweltbundesamts
Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien und eine schwache Konjunktur haben Deutschland seine Klimaziele im Jahr 2024 erreichen lassen, zeigt der heute vorgestellte Projektionsbericht des...
Greenpeace-Aktive gehen in 39 Städten für ein besseres Bus- und Bahnangebot auf die Straße
Für mehr öffentlichen Nahverkehr protestieren Ehrenamtliche von Greenpeace diesen Samstag bundesweit in 39 Städten, von Stuttgart über Köln und Dresden bis Hamburg.
Nur ein Drittel der deutschen Großstädte kann Bus- und Bahnangebot ausbauen
Der Ausbau von Bus und Bahn bleibt in Metropolen wie Berlin, Hamburg oder München weit hinter dem nötigen zurück, zeigt ein heute veröffentlichter Greenpeace-Städtevergleich.
Greenpeace-Stellungnahme zur Ankündigung Ursula von der Leyens, die CO2-Flottengrenzwerte in der EU aufzuweichen
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat heute angekündigt, die CO2-Grenzwerte für Autos aufzuweichen. Mobilitäts-Experte Benjamin Stephan von Greenpeace kritisiert, dass von der Leyen de...
Ärztinnen und Ärzte fordern Festhalten am Verbrenner-Ausstieg 2035
Mehr als 500 europäische Ärzt:innen warnen heute in einem offenen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (EVP) vor den gesundheitlichen Folgen, wenn der Verbrenner-Ausstieg verzöge...