Deutzen / Leipzig, 03.09.2012 - Mit einem Motorschirm ist ein Greenpeace-Aktivist heute über den Böschungsrutsch im sächsischen Braunkohle-Tagebau Vereinigtes Schleenhain bei Deutzen geflogen. Der Paraglider kreiste über dem 950 Tonnen schweren Kohlebagger, der am vergangenen Mittwoch bei der Rutschung zur Seite gekippt war. Er zog ein Banner mit der Forderung Erdrutschung: "Lieske retten!" hinter sich her.
Die Aktivisten der unabhängigen Umweltschutzorganisation warnen damit vor der erheblichen Erdrutschgefahr bei Tagebauen. Der Erdrutsch im Tagebau Schleenhain bestätigt unsere Befürchtung: "Braunkohletagebaue sind lebensgefährlich. Dies gilt auch für das Dorf Lieske in der Lausitz, das von dem geplanten Vattenfall-Tagebau akut bedroht ist," sagt Gerald Neubauer, Energieexperte von Greenpeace.
Greenpeace hatte am 29. August mit einem geologischen Gutachten zum Tagebau Welzow-Süd II gezeigt, dass das Niederlausitzer Dorf Lieske in den geplanten Tagebau abrutschen könnte. Zudem könnte eine lebensgefährliche Flutwelle aus dem höher gelegenen Sedlitzer See das Dorf mit sich reißen und in den Tagebau spülen. Vattenfall bestreitet die Gefahr. Am gleichen Tag waren im Altkippengelände des Mibrag-Tagebaus Vereinigtes Schleenhain große Teile der Böschung abgerutscht. Dabei gerieten ein Kohlebagger und ein angeschlossener Bandwagen in Schieflage und wurden schwer beschädigt. Personen wurden dank glücklicher Umstände nicht verletzt.
'Auch wenn die geologischen Voraussetzungen in der Schleenhainer Altkippe und in Lieske unterschiedlich sind - eines ist klar: Das Risiko lebensgefährlicher Rutschungen in Tagebauen ist nicht beherrschbar. Weder Mibrag noch Vattenfall haben die Lage im Griff. Wie soll man da sicher sein, dass in Lieske nichts passiert?', fragt Gerald Neubauer.
Greenpeace befürchtet, dass sich erneut eine Katastrophe wie in Nachterstedt ereignen könnte. Drei Menschen starben dort am 18. Juli 2009, als mehrere Häuser in einem alten Tagebaugebiet binnen Sekunden abrutschten.
Trotz der Gefahr für das Dorf Lieske plant der Energiekonzern Vattenfall im knapp zwanzig Quadratkilometer großen Tagebau Welzow-Süd II gut 200 Millionen Tonnen Braunkohle zu fördern. Mit der Braunkohle soll vor allem Strom gewonnen werden. Die Verbrennung der Kohle würde über 200 Millionen Tonnen an klimaschädlichem CO2 freisetzen. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) unterstützt das entsprechende Braunkohleplanverfahren bislang. Am 11. September 2012 sollen die Einwände von über 4000 Bürgern und Organisationen gegen den Braunkohleplan Welzow-Süd II bei einer Anhörung in Cottbus erörtert werden. Vattenfall befeuert mit seinen Investitionen in die Dinosaurier-Technologie Braunkohle den Klimawandel. Wir fordern Vattenfall und Ministerpräsident Platzeck auf, die Pläne für den Tagebau Weltzow-Süd II dahin zu packen, wo sie hingehören: auf die Abraumhalde, fordert Gerald Neubauer.
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