Hamburg, 21.09.2012 - Der geplante Braunkohletagebau Welzow-Süd II in der Lausitz gefährdet das Grundwasser - und verstößt damit gegen die für Deutschland verbindliche EU-Wasserrahmenrichtlinie. Der von der Brandenburgischen Landesregierung unter Matthias Platzeck (SPD) vorangetriebene Braunkohleplanentwurf für Welzow-Süd II ist daher rechtswidrig. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens der Rechtswissenschaftlerin Prof. Silke Laskowski im Auftrag von Greenpeace. 'Ministerpräsident Platzeck nimmt hin, dass der geplante Tagebau das Trinkwasser der Berliner und vieler Brandenburger verdreckt. Er wird damit vor Gericht scheitern. Der Braunkohleplan für Welzow-Süd II muss sofort zu den Akten gelegt werden', sagt Greenpeace-Energieexperte Gerald Neubauer.
Für den geplanten Tagebau Welzow-Süd II muss das Grundwasser großflächig abgesenkt werden, damit die Fördergrube nicht voll läuft. Damit würde die Grundwassermenge über viele Jahrzehnte verringert. Das Grundwasser wird zudem auch chemisch verunreinigt: Durch den Tagebau und anschließenden Grundwasseranstieg nach Abschluss der Kohleförderung versauern Eisensulfate das Grundwasser und die Oberflächengewässer wie die Spree. Wenn der Grenzwert von 250 Milligramm Sulfat pro Liter Trinkwasser überschritten wird, kommt es zu Durchfall und Erbrechen.
Damit verstößt der Tagebau gegen die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die einen guten Grundwasserzustand - chemisch und mengenmäßig - bis zum Jahr 2015 vorschreibt und eine Verschlechterung des Grundwassers verbietet. Um diese Bestimmung zu umgehen, macht die Braunkohleplanung Brandenburgs für Welzow-Süd II Ausnahmen geltend. Sie deklariert die Versauerung des Grundwassers mithilfe eines Papiers der zuständigen zehn Elbeanrainer-Länder als zulässig. Ihr Argument: Das Grundwasser sei bereits in einem schlechten Zustand.
Das Gutachten von Prof. Laskowski zeigt auf, dass dieses Argument unzulässig ist. Denn das 'Verschlechterungsverbot' für Grundwasserkörper gilt europarechtlich absolut, also auch für Grundwasserkörper, deren Qualität bereits schlecht ist. Damit sind die Ausnahmen beim Grundwasserschutz rechtswidrig, die die Elbeanrainer in ihrem Papier beanspruchen.
Das Rechtsgutachten unterstreicht die jüngste Warnung der Brandenburger Umweltministerin Anita Tack (Die Linke) vor einer steigenden Sulfatbelastung der Spree, die das Trinkwasser in Berlin und Teilen Brandenburgs gefährdet. 'Ministerpräsident Platzeck sollte auf die Warnung seiner Umweltministerin Tack hören. Er riskiert mit seinen Tagebauplänen eine juristische Bauchlandung', sagt Gerald Neubauer.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/207618-greenpeace-rechtsgutachten-tagebau-welzow-sud-ii-rechtswidrigVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Ohne Windkraft an Land wäre Strom 2024 um 50 Prozent teurer gewesen
Der Rückbau von Windkraftanlagen an Land, mit dem im Wahlkampf gedroht wird, würde Strom massiv verteuern und Milliarden an Entschädigungen nach sich ziehen.
Dritter Jahrestag des Kriegsbeginns: Aktivist:innen protestieren auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralte...
Gegen umweltgefährdende russische Ölexporte mit maroden Tankern der sogenannten Schattenflotte protestieren heute 15 Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock.
Greenpeace-Kurzstudie: Klimageld wäre ökologischer und gerechter als Steuersenkungen
Die Entlastung durch ein Klimageld ist sozial gerechter und ökologisch vorteilhafter als Steuersenkungen. Das ist das Ergebnis einer Kurzstudie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft im Auft...
Greenpeace Stellungnahme zum Zweijahresgutachten des Expertenrates für Klimafragen
Um die Menschen vor den schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu schützen, muss Deutschland seinen Beitrag zur Stabilisierung der Erderwärmung auf 1,5 Grad leisten.
Deutschland und die G7 geben immer mehr Geld für klimaschädliche Subventionen aus
Trotz klammer Haushalte und weltweit steigender CO2-Emissionen subventionieren die großen Industrienationen der G7-Gruppe klimaschädliche Energien weiter mit Rekordsummen.