Nordenham, 23.09.2012 - Mit zwölf Schlauchbooten und einem "Flying Dinghy" protestieren 50 Greenpeace-Aktivisten heute Nachmittag auf der Weser vor Nordenham gegen den Transport plutoniumhaltiger MOX-Brennstäbe aus Sellafield (Großbritannien) in das Atomkraftwerk Grohnde.
"Atomgeschäfte von E.on stoppen" fordern die Aktivisten auf Bannern. Die Schlauchboote umkreisen den Atomfrachter Atlantic Osprey während er im Hafen in Nordenham festmacht. Sirenengeheul ertönt. Der Einsatz dieser plutoniumhaltigen Brennstäbe ist hochgefährlich, sagt Heinz Smital, Atomphysiker und Experte von Greenpeace. 'Ein schwerer Atomunfall ist mit diesen Brennelementen wahrscheinlicher und hätte schlimme Auswirkungen für die Menschen. Die MOX-Brennelemente aus der skandalträchtigen Atomanlage in Sellafield sollten nach den Erfahrungen in Fukushima als Atommüll entsorgt werden.'
Die Lieferung der acht Mischoxid-Brennstäbe ist der erste von zwei für diesen Herbst vorgesehenen Transporten aus der atomaren Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield an den E.on-Konzern. Insgesamt erhält E.on 16 plutoniumhaltige Brennstäbe für sein Atomkraftwerk in Grohnde. Aus dem Hafen in Nordenham sollen zwei Spezial-Lastwagen die Brennelemente nach Grohnde bringen.
Die Plutoniumfabrik in Sellafield kämpft seit ihrer Inbetriebnahme vor neun Jahren mit enormen technischen Problemen. Die Anlage sollte ursprünglich 120 Tonnen MOX-Brennelemente im Jahr aus der Wiederaufarbeitung von Atommüll produzieren.
Erreicht hat Sellafield aber mit einer Gesamtproduktion von 13 Tonnen nur rund ein Zehntel der ursprünglich geplanten Jahresleistung. Nach dem Atomdesaster in Fukushima beschloss die britische Regierung schließlich, die Skandal-Anlage endgültig stillzulegen.
'Es ist zu befürchten, dass diese Brennstäbe aus Sellafield schadhaft sind', sagt Heinz Smital. 'Die Plutoniumfabrik ist geschlossen und für die Qualität der Brennelemente gibt es keine Gewähr. Was jetzt von dort kommt, ist der Kehricht einer schrotten Industrieanlage'. Hinzu kommt: Für defekte Brennstäbe gibt es derzeit keine Entsorgungslösung. Die für hochradioaktiven Atommüll normalerweise genutzten Castorbehälter sind für schadhafte Brennelemente nicht zugelassen.
E.on setzt als größter privater Energiekonzern weltweit immer noch stark auf hochgefährliche, teure und längst veraltete Atomtechnik. Als letzter deutscher Atomkonzern betreibt E.on auch weiterhin den Bau von AKW, wie im nordfinnischen Pyhäjoki.
Dort kämpft das Unternehmen mit massiven Verzögerungen und Finanzierungsproblemen. 'Die Atomgeschäfte von E.on müssen aufhören', sagt Smital. 'Vorstand Johannes Teyssen muss endlich aufwachen. Die Zukunft liegt in den Erneuerbaren Energien. Wir brauchen keine Atomkraft mehr. Die Menschen wollen sie nicht.'
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