Hamburg, 23. 3. 2005 – 93 Prozent der Früh-Erdbeeren aus den sieben größten deutschen Supermarktketten enthalten Rückstände giftiger Pestizide. Dies ist der höchste Prozentsatz, den das Greenpeace-EinkaufsNetz im Angebot der führenden Supermarktketten Aldi, Edeka, Lidl, Metro (dazu gehören Real und Kaufhof), Rewe (mit Penny und Karstadt), Spar und Tengelmann/Plus seit dem Start der Greenpeace-Tests 2003 gefunden hat. Gesundheitlich besonders bedenkliche Mehrfachbelastungen mit bis zu fünf verschiedenen Pestiziden gleichzeitig wurden zudem in 70 Prozent der insgesamt 27 untersuchten Proben entdeckt. Alle Erdbeeren stammten aus konventionellem Anbau aus Spanien und Marokko.
Nur scheinbar verringerte sich im aktuellen Test die Quote der Grenzwertüberschreitungen. 3,7 Prozent der Anfang März untersuchten Erdbeeren lagen über den derzeit zulässigen gesetzlichen Grenzwerten. Dass Greenpeace trotz ansteigender Pestizidbelastung weniger Überschreitungen gefunden hat, liegt daran, dass das Verbraucherministerium wiederholt auf Antrag von Spanien, dem Hauptimporteur für Früherdbeeren, die Grenzwerte für häufig eingesetzte Pestizide bis um das 20-fache erhöht hat. Darunter sind auch besonders gefährliche Wirkstoffe wie das krebserregende Kresoxim-Methyl.
Hätte Greenpeace die Erdbeeren auf Basis der schärferen Grenzwerte von 2003 bewertet, läge die Überschreitungsquote für die Agrargifte mit 29,6 Prozent fast zehn Mal so hoch und damit höher als bei allen bisherigen Greenpeace Tests von Erdbeeren. In 2004 hatte Greenpeace neun Prozent Überschreitungen, in 2003 25 Prozent festgestellt. Eine Erdbeerprobe weist selbst nach den jetzigen „geschönten“ Regelungen noch eine erhöhte Belastung auf: Sie stammt von dem spanischen Hersteller S.A.T. Grufesa und wurde bei Karstadt in Köln verkauft.
„Frau Künast muss mit den Bundesländern die laschen Lebensmittelkontrollen verschärfen und so wie versprochen für `Klasse statt Masse´ sorgen. Stattdessen einfach die Grenzwerte anzuheben, ist ein Skandal für den Verbraucherschutz“, kritisiert der Greenpeace-Chemieexperte Manfred Krautter. „Die Ministerin tut damit den Erdbeerproduzenten einen Gefallen, die besonders viele Pestizide einsetzen. Die Verbraucher aber bekommen legal immer mehr Agrargifte auf den Teller. Bioprodukte sind in jedem Fall die bessere Wahl“, empfiehlt Krautter.
Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) hatte in ihrem Pestizid-Reduktionsprogramm im Oktober 2004 angekündigt, die Grenzwertüberschreitungen in pflanzlichen Lebensmitteln von derzeit fast neun auf unter ein Prozent drücken zu wollen. Greenpeace fordert von Bund und Ländern ein sofortiges Stopp der Grenzwertanhebungen und wirksame Kontrollen beim Handel.
Mitarbeiter des Greenpeace-EinkaufsNetzes hatten in Hamburg, Köln, Stuttgart, Leipzig, Frankfurt, Kassel und Nürnberg Erdbeeren gekauft und von einem anerkannten Speziallabor untersuchen lassen. Die Testergebnisse sind unter www.einkaufsnetz.org veröffentlicht.
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