München, 5. 4. 2005 – Einer der größten Bauernverbände Argentiniens, die Federación Agraria Argentina, und Greenpeace warnen heute vor der drohenden weltweiten Abhängigkeit der Landwirte von dem US-Saatgutkonzern Monsanto. Das Europäische Patentamt (EPA) in München wird am Mittwoch über das bereits 1996 an Monsanto erteilte Patent EP 546090 auf genmanipulierte Saaten wie Mais, Weizen, Reis und Soja endgültig entscheiden. In Nord- und Südamerika nutzt Monsanto seine Saatgut-Patente dazu, Gentechnik am Markt durchzusetzen und Bauern auszubeuten. Ähnliches droht bald auch den Landwirten in Europa. Greenpeace fordert daher, Patente auf Saatgut, Pflanzen und Ernteprodukte weltweit zu verbieten.
„Monsanto will die komplette Landwirtschaft kontrollieren – vom Acker bis zum Lebensmittel. Saatgut-Patente sind der Schlüssel dazu“, sagt Christoph Then, Patentexperte von Greenpeace. Das jetzt strittige Patent umfasst Gen-Pflanzen, die das firmeneigene Spritzmittel Roundup überleben. Gegen das Monsanto-Patent hatten Greenpeace, die Organisation „Kein Patent auf Leben“ sowie die Konkurrenz-Firma Syngenta Beschwerde eingelegt.
Zwar setzt Monsanto seine Saatgut-Patente in Europa noch nicht um, da hier Gen-Saaten bisher kaum angebaut werden. „Doch ein Blick auf Nord- und Südamerika zeigt, was auch Europa droht: Lizenzgebühren auf Saatgut und Ernteprodukte, Knebelverträge mit den Landwirten, Privatdetektive auf den Feldern, teure Gerichtsverfahren“, so Then. In den USA hat Monsanto Landwirte in bereits etwa 100 Fällen wegen angeblicher Patentverletzung verklagt. Monsanto verweigert Bauern zudem ihr Recht, Teile der Ernte kostenfrei wieder auszusäen.
Auch der argentinische Bauernverband Federación Agraria Argentina wehrt sich massiv gegen Patente auf Saatgut: “Landwirte, die Gen-Saaten von Mosanto anbauen, müssen wissen, dass sie damit nichts anderes machen, als das Patentmonopol des Konzerns zu unterstützen. Das ist in Argentinien nicht anders als in Europa. Monsanto hat uns Bauern im Würgegriff. Es ist in Argentinien sogar unmöglich geworden, gentechnikfreies Saatgut zu bekommen“, warnt Eduardo Buzzi, Präsident des argentinischen Bauernverbands, die europäischen Landwirte.
Die argentinische Landwirtschaft macht derzeit schlechte Erfahrungen mit Monsanto: Zwar hat Monsanto dort bisher kein Patent auf Gen-Soja erhalten. Um seine finanziellen Forderungen dennoch durchzusetzen, drohte der Konzern jetzt, Soja-Schiffe aufzuhalten und beim Export der Ernte abzukassieren. Das Land exportiert 91 Prozent seiner Soja, großteils an die Tierfutter-Industrie in Europa. Wird das Patent jetzt in Europa - wie von Greenpeace befürchtet - bestätigt, will Monsanto für das argentinische Sojaschrot sogar beim Einlauf in europäische Häfen Gebühren nehmen.
Der Gentechnik-Gigant hat bereits über 100 Patente in Europa angemeldet. Auch normale Saaten werden zunehmend zum Patent angemeldet. Wenn Gen-Konzerne wie Monsanto über Patente auf Saatgut mit und ohne Gentechnik verfügen, können sie die Bauern zwingen, Gen-Saaten anzubauen, indem sie gentechnikfreie Sorten am Markt überhaupt nicht mehr anbieten. In Deutschland sollen 2005 etwa 1000 Hektar des Gen-Mais Mon810 angebaut werden, auf den ebenfalls Patentansprüche angemeldet sind.
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