Berlin, 08.02.2010 - Eine Woche vor dem Prozessauftakt in Aomori/Japan demonstrieren 15 Greenpeace-Aktivisten vor der japanischen Botschaft für ein gerechtes Verfahren gegen zwei japanische Kollegen. Die Greenpeace-Aktivisten hatten den größten Skandal in der Geschichte des japanischen Walfangs aufgedeckt. Sie bewiesen im Mai 2008, dass die Besatzung der japanischen Fangflotte Fleisch beim Schlachten der Tiere abzweigte und mit hohen Gewinnen verkaufte. Doch statt gegen mutmaßlich korrupte Besatzungsmitglieder der japanischen Fangflotte vorzugehen, hat die japanische Justiz ein Verfahren wegen Diebstahls von Walfleisch gegen die Aktivisten eingeleitet. Ihnen drohen bis zu zehn Jahre Haft.
"Das Vorgehen der japanischen Staatsanwaltschaft ist ein Skandal. Anstatt die Walfänger zur Rechenschaft zu ziehen, wird Walschützern ein unfairer Prozess bereitet", sagt Walexperte Thilo Maack. Um den Schmuggel des Walfleischs zu dokumentieren, hatten Junichi Sato und Toru Suzuki in einer Paketfirma eine von vielen Kisten mit Walfleisch sichergestellt. Das Walfleisch übergaben die beiden der japanischen Staatsanwaltschaft als Beweismittel. "Der Vorwurf des Diebstahls, also einer persönlichen Bereicherung, ist völlig absurd. Kein deutsches Gericht würde vor so einem Hintergrund Anklage erheben", so Maack.
Unterdessen setzen japanische Walfänger die Jagd auf die weltweit größten Meeressäuger fort. Japan ignoriert hartnäckig das Walfangverbot von 1987. Um auch auf das gegenwärtige Abschlachten aufmerksam zu machen, haben die deutschen Greenpeace-Aktivisten heute in Berlin eine aus Holz gefertigte Walfluke in blutrot verfärbtem Eis aufgestellt.
Weltweit haben sich mehr als 250.000 Menschen sowie Organisationen für die Freilassung der Greenpeace-Aktivisten eingesetzt. Die UN beurteilte die Festnahme und Behandlung der japanischen Greenpeace-Aktivisten als Verstoß gegen fünf Artikel der Internationalen Menschenrechtscharta und gegen das Abkommen für politische Rechte. "Mit der Stellungnahme der Vereinten Nationen ist es an der Zeit, dass sich auch der deutsche Außenminister oder die Justizministerin für die Freilassung der Walschützer einsetzen", sagt Maack.
Von der japanischen Regierung fordert Greenpeace einen fairen Prozess, bei dem die vorgelegte Beweiskette berücksichtigt und den internationalen Standards entsprochen wird. Außerdem muss die Untersuchung des von Greenpeace aufgedeckten Walfleischskandals wieder aufgenommen werden. Mit einer unabhängigen Entscheidung kann die japanische Justiz dazu beitragen, den blutrünstigen Walfang, der immer noch unter dem Deckmantel der Wissenschaft stattfindet, ein für allemal zu beenden.
Wie die japanische Walfangflotte in den antarktischen Schutzgewässern auf Walfang geht, zeigt der Film Jagdzeit, der gerade in deutschen Kinos und im Fernsehen lief. In dem Prozess geht es um das Fleisch der während der Dreharbeiten getöteten Wale. "Die Reaktionen auf den Film waren eindeutig, Anrufe, E-Mails und viele Kommentare auf den Seiten der Online-Medien lassen keinen Zweifel offen. Die deutsche Öffentlichkeit unterstützt unsere Forderung - der japanische Walfang muss aufhören!", so Maack.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9 - 14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Michael Weiland
- Pressesprecher Klimakrise, Energiewende
- michael.weiland@greenpeace.org
- 0160-1745772
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Stellungnahme zum Streit der Internationalen Meeresbodenbehörde über friedliche Proteste
Greenpeace-Meeresexpertin Daniela Herrmann hält die Abwehrhaltung zahlreicher Länder gegenüber der Einschränkung von Protesten auf Hoher See für ein wichtiges Signal.
Greenpeace zum durchgehend heißesten Jahr für die Meere
Mit dem morgigen Donnerstag liegt die durchschnittliche Temperatur der Weltmeere seit zwölf Monaten an jedem einzelnen Tag höher als je zuvor gemessen, zeigen Daten des US-Wetterdienstes NOAA.
Greenpeace-Stellungnahme zum Einlaufen des neuen Supertrawlers Jan Maria in Bremerhaven
Heute ist der neue Supertrawler Jan Maria erstmals in seinen Heimathafen in Bremerhaven eingelaufen. Das Fabrikschiff des niederländischen Fischereikonzerns Parlevliet & van der Plas will im Nordat...
Greenpeace findet weitere verborgene Steinriffe nahe Gasbohrprojekt vor Borkum
In dem Gebiet, in dem das Energieunternehmen One-Dyas in der Nordsee nach Gas bohren will, befinden sich mehr Steinriffe als bisher angenommen. Das belegt ein von Greenpeace in Auftrag gegebenes Gu...
Aktive von Greenpeace International protestieren im Pazifik für den Schutz der Tiefsee
Gegen zerstörerischen Tiefseebergbau protestieren Umweltschützer:innen von Greenpeace International heute mit Kanus 1500 Kilometer westlich der mexikanischen Küste. Auf Bannern fordern sie “Stoppt...