Hamburg, 08.02.2010 - Bei den Anmeldungen zum Anbau von Gen-Pflanzen in Deutschland herrscht in diesem Jahr Durcheinander: Obwohl der Anbau verboten ist und EU-Zulassungen fehlen, dürfen Landwirte unter Vorbehalt den Anbau von Gen-Kartoffeln und Gen-Mais anmelden. Zudem sind die Angaben teilweise falsch. Greenpeace hat die Anmeldungen im Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Braunschweig geprüft. Greenpeace veröffentlicht heute eine interaktive Karte unter www.greenpeace.de/gen-anbaukarte, auf der die angemeldeten Flächen mit Google-Maps bis auf das Flurstück genau dargestellt werden.
"Der schlampige Umgang der Behörden mit den Anmeldungen macht das wichtige Standortregister fast unbrauchbar", sagt Stephanie Töwe, Gentechnikexpertin von Greenpeace. "Für alle Landwirte und Imker, die gentechnikfrei produzieren, ist die mangelnde Kontrolle eine Katastrophe. Sie wissen nicht, ob auf Nachbarfeldern Gen-Pflanzen wachsen werden und ob sie Vorkehrungen treffen müssen. Die große Mehrheit der Bevölkerung lehnt Gentechnik auf dem Acker ab. Dann müssen die Behörden auch zuverlässig dafür sorgen, dass alles mit rechten Dingen zugeht."
Derzeit sind wegen des Anbauverbots und der ausstehenden Zulassungen nur 1.001 Hektar für den Gen-Mais und erstmals für die Gen-Kartoffel 20 Hektar im Standortregister eingetragen (Stand 5.2.2010). Das sind rund 2.650 Hektar weniger als im Vorjahr. Greenpeace hat die Daten aus Bayern, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommen analysiert. Von 24 angemeldeten Flächen in diesen drei Bundesländern sind 6 falsch eingetragen. Die Angaben können nicht stimmen, weil es entsprechende Flächen in den Gemeinden entweder gar nicht gibt oder diese völlig andere Größen aufweisen. Somit erfüllt das Standortregister nicht seine Aufgabe, für Transparenz beim Anbau der Risiko-Pflanzen zu sorgen. Greenpeace fordert von Landwirtschaftministerin Ilse Aigner (CSU), diese verwirrenden Anmeldungen sofort zu unterbinden und für Klarheit zu sorgen.
Greenpeace entdeckte fehlerhafte Anmeldungen in Brandenburg und im Landkreis Kitzingen/Bayern. Eines der Felder ist laut Anmeldung sechsmal größer als es möglich sein kann. Besonders heikel: Die falschen Angaben betreffen fränkische Landwirte, von denen einige auch dieses Jahr Schadensersatz vom BVL fordern wollen, wenn ein weiteres Verbot sie daran hindert, den Gen-Mais Mon810 anzubauen. Ministerin Aigner stoppte dessen Anbau im April 2009 wegen Zweifel an seiner Sicherheit.
"Aigner muss am Verbot für Mon810 festhalten. Sie muss auch im Falle einer EU-Zulassung der Gen-Kartoffel deren Anbau in Deutschland stoppen", erklärt Töwe. Eine von Greenpeace im Januar in Auftrag gegebene Emnid-Umfrage zeigt, dass 79 Prozent der Deutschen das Verbot für Mon810 erhalten wollen. 77 Prozent sind zudem gegen den Anbau der Gen-Kartoffel Amflora.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Stellungnahme zum Bericht der AG Landwirtschaft in den Koalitionsverhandlungen
Anne Hamester, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace, sieht in der Unverbindlichkeit die Gefahr, dass vereinbarte Klimaziele und der dringend notwendige Arten- und Umweltschutz in Gefahr geraten
Stellungnahme zum Stickstoff-Urteil in den Niederlanden
Zugunsten strengerer Umweltauflagen für die niederländische Landwirtschaft hat heute das nationale Zivilgericht in Den Haag entschieden. Um die umweltschädlichen Stickstoffemissionen zu verringern,...
Greenpeace-Umfrage: Große Mehrheit fordert von Agrarminister:in auch Verbraucherpolitik
Knapp drei Viertel der Bundesbürger:innen erwarten in einer Umfrage vom künftigen Bundeslandwirtschaftsministerium, dass die Interessen von Landwirt:innen und Verbraucher:innen gleichrangig behande...
Stellungnahme zum Vorschlag von Olaf Scholz, die Mehrwertsteuer für Lebensmittel zu senken
Olaf Scholz will den Mehrwertsteuersatz auf Lebensmittel von sieben auf fünf Prozent abzusenken. Greenpeace begrüßt den Vorschlag und fordert eine generationenübergreifend klimagerechte Mehrwertste...
Klimakrise: Greenpeace-Aktive protestieren gegen Methanemissionen aus Fleisch- und Milchindustrie
Auf die besondere Verantwortung der Fleisch- und Milchindustrie in der Klimakrise machen Aktivist:innen von Greenpeace heute bei der Unternehmensgruppe Theo Müller aufmerksam. Mit hohen Milchtüten,...