Berlin, 03.03.2010 - Mit der großflächigen Projektion einer Gen-Kartoffelfratze auf das Bundeskanzleramt in Berlin haben Greenpeace-Aktivisten in den frühen Morgenstunden gegen den Anbau der umstrittenen Gen-Kartoffel Amflora protestiert. Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat erklärt, die gestrige Zulassung der Gen-Kartoffel durch die EU-Kommission hinzunehmen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), CSU-Parteichef Horst Seehofer und der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle haben in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, die Gen-Kartoffel zu fördern, obwohl es mittlerweile Kartoffeln mit ähnlichen Eigenschaften ohne Gentechnik gibt. Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, die Warnungen vor den gesundheitlichen und ökologischen Risiken ernst zu nehmen und den Anbau in Deutschland zu verbieten.
"Verbraucher, Landwirte und Lebensmittelhersteller wollen die Gen-Kartoffel nicht. Sie birgt erhebliche Risiken, ist gesellschaftlich unerwünscht, technisch veraltet und völlig überflüssig", sagt Martin Hofstetter, Gentechnik-Experte von Greenpeace. "Es ist nicht verständlich, warum die Bundesregierung ihre Glaubwürdigkeit ausgerechnet mit so einem zweifelhaften Projekt wie der Amflora gefährdet. Sie sollte die Interessen der Bürger vertreten und nicht diejenigen der BASF. Die Regierung muss den Anbau der Kartoffel verbieten."
Nach einer Anfang Januar veröffentlichten Emnid-Umfrage im Auftrag von Greenpeace befürworten 77 Prozent der Bevölkerung ein Verbot der Gen-Kartoffel. "Union und FDP sollten sich klar machen, dass auch ihre Wähler Gentechnik auf dem Acker und auf dem Teller ablehnen", erklärt Hofstetter.
Die Gen-Kartoffel des BASF-Konzerns ist die erste Gen-Pflanze, die seit 1998 zugelassen wurde. Sie darf nicht nur angebaut und technisch verwertet, sondern auch für die Tierfütterung und - bis zu einem Verschmutzungsgrad von 0,9 Prozent - für Lebensmittel verwendet werden. Amflora produziert besonders viel Stärke in Form von Amylopektin, eine Substanz, die als Rohstoff für technische Produkte wie Kleister, Papier und Beton benötigt wird. Bei der gentechnischen Manipulation wurden der Gen-Knolle zusätzlich Antibiotika-Resistenz-Gene eingebaut. Wissenschaftler schließen nicht aus, dass dadurch Resistenzen auf Bakterien übertragen werden können und damit die Wirksamkeit von Antibiotika verringert wird. Die betroffenen Antibiotika sind laut Weltgesundheitsorganisation besonders wichtige Mittel zur Behandlung von multiresistenter Tuberkolose.
"Die Behauptung der Regierung, die Gen-Kartoffel werde nicht in die Nahrung gelangen, ist unglaubwürdig. Wo Genpflanzen angebaut werden, tauchen sie über kurz oder lang auch in Lebensmitteln auf. BASF weiß das und hat deshalb umfassende Zulassungen auch für Lebensmittel beantragt", erklärt Hofstetter.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/207494-greenpeace-leuchtender-protest-gegen-gen-kartoffel/Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Stellungnahme zu Lidls Ankündigung, Molkereiprodukte auf höhere Haltungsformen umzustellen
Lidl hat heute angekündigt, einen Großteil der verarbeiteten Eigenmarken-Molkereiprodukte auf die Haltungsform 3 („Frischluftstall“) umstellen. Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Anne Hamester begr...
Stellungnahme zur heutigen Abstimmung zum Tierhaltungskennzeichnungsgesetz im Bundesrat
Der Bundesrat hat den Versuch des Agrarausschusses beendet, das Gesetz zur Kennzeichnung zur Tierhaltung weiter zu verzögern. Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Matthias Lambrecht findet es gut, das...
Greenpeace-Aktive protestieren bundesweit in 28 Städten gegen klimaschädliche Fleischproduktion bei Edeka
Mit A1-formatigen Fotoschildern mit der Aufschrift “Tatort Edeka-Stall” protestieren Greenpeace-Aktive an diesem Samstag deutschlandweit vor 28 Edeka-Filialen gegen Tierleid und klimaschädliche Fle...
Greenpeace-Aktive kennzeichnen Edeka-Fleischwerk als Tatort
Insgesamt 35 Greenpeace-Aktivist:innen kennzeichnen heute das Edeka-Fleischwerk “Nordfrische Center” in Lüttow-Valluhn als Tatort.
Greenpeace-Recherche: Fleischwerke von Edeka, Rewe und Kaufland verursachen 10 Millionen Tonnen CO2
Wie Edeka, Rewe und Kaufland ihre Klima- und Tierwohlversprechen brechen