Wien/Hamburg 27. 7. 2005 - Als erste österreichische Molkerei hat die Niederösterreichische Molkerei (NÖM AG) ihre gesamten Frischmilch-Produkte auf Gentechnikfrei umgestellt. Greenpeace begrüßt diese heute vorgestellte Entscheidung der zweitgrößten Molkerei Österreichs. Diese verzichtet auf genmanipulierte Pflanzen im Futter ihrer Milchkühe, ohne den Preis für die Verbraucher anzuheben. Deutsche Großmolkereien wie die Unternehmensgruppe Theo Müller behaupten bislang, dass die Fütterung ohne genmanipulierte Pflanzen nicht möglich sei. Greenpeace fordert, dem Beispiel aus Österreich zu folgen und nur noch Milch von Kühen zu verarbeiten, die keine Gen-Pflanzen zu fressen bekommen.
"Frischmilch gentechnikfrei - ein großer Erfolg für die Verbraucher, für die Umwelt und für Greenpeace", freut sich Alexander Hissting, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace. Noch im September 2004 hatten Greenpeace-Aktivisten vor der NÖM-Zentrale in Baden bei Wien gegen Gentechnik im Kuhfutter protestiert. Mit rund jährlich 100 Millionen Liter Frischmilch stellt die NÖM jetzt in Kooperation mit knapp 1800 Landwirten etwa ein Drittel ihrer Milchprodukte ohne Gen-Pflanzen her. Die NÖM prüft auch die Umstellung ihrer weiter verarbeiteten Lebensmittel wie Joghurt und Butter.
"Die NÖM beweist: Geht nicht, gibt's nicht", sagt Alexander Hissting mit Blick auf die deutsche Milchbranche. "Die deutschen Milch-Multis boykottieren gentechnikfreie Milch. Das ist ein harter Tritt gegen die Verbraucher, die mehrheitlich keine Lebensmittel wollen, bei denen Gentechnik im Spiel ist." Von den konventionellen Milchproduzenten garantieren bislang in Deutschland nur kleinere Anbieter wie die bayerische Andechser Molkerei oder die hessische Upländer Bauernmolkerei, dass die Kühe keine Gen-Pflanzen gefressen haben.
"Wir sehen uns als eine der innovativsten Molkereien in Europa. Mit der Gentechnikfrei-Milch erhoffen wir uns auch gute Absatzchancen in Deutschland", sagt Gerhard Schützner, Generalbevollmächtigter der NÖM. Schützner arbeitete zuvor 17 Jahre als Geschäftsführer der Molkerei Müller. "Die NÖM arbeitet seit über einem Jahr am Verzicht auf Gentechnik im Tierfutter. Aber die Greenpeace-Aktion wirkte wie ein Turbo-Effekt auf unsere Umstellung."
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GfK vom Februar 2005 lehnen 68 Prozent der deutschen Verbraucher Milch von Kühen ab, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden. Fast 45 Prozent wären sogar bereit, mindestens zehn Cent je Liter Milch mehr zu bezahlen, wenn diese ohne Gen-Pflanzen im Futter produziert wurde.
Die EU importiert jährlich rund 20 Millionen Tonnen genmanipulierter Pflanzen. Etwa 80 Prozent aller weltweit angebauten Gen-Pflanzen werden zu Tierfutter verarbeitet. Hersteller von tierischen Produkten wie Milch, Fleisch und Eier unterstützen damit den umweltschädlichen und risikoreichen Anbau von Gen-Pflanzen.
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