Potsdam/Hamburg, 29.06.2010 - Vor der Brandenburger Staatskanzlei haben 20 Greenpeace Aktivisten ein Mahnmal zum Abschluss ihrer Protesttour gegen CO2-Verpressung aufgestellt. Eine drei Meter große geologische Zeitbombe weist auf die unkalkulierbaren Risiken der unterirdischen CO2-Endlagerung hin, die die Brandenburger Landesregierung zusammen mit Vattenfall gegen den Protest der Bevölkerung vor Ort durchsetzen will. Greenpeace präsentiert auf fünf Bannern von je 15 Metern Länge die auf der zweiwöchigen Protesttour gesammelten Unterschriften.
Von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Die Linke) fordern die Umweltschützer, kein kommerzielles CO2-Endlager zuzulassen. Brandenburg soll sich von der dreckigen Braunkohleverstromung verabschieden und stattdessen Erneuerbare Energien fördern, so die Forderung weiter.
"Kohlestrom ist Gift fürs Klima. Die CO2-Lagerung verschiebt die Risiken nur in die Zukunft", sagt Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid. "Vattenfall spekuliert auf ewige Dichtheit von geologischen Formationen, mögliche Folgen müssen die Anwohner ausbaden. Das ist riskant." In Ostbrandenburg soll derzeit ein erstes größeres CO2-Endlager entstehen. Darauf werden gerade zwei je 300 Quadratkilometer große Gebiete um Beeskow und Neutrebbin vorbereitet.
Die CO2-Verpressung soll das bei der Kohleverstromung entstehende Klimagas Kohlendioxid aus der Abgasluft abfangen und in stark salzwasserführende Gesteinsformationen tief unter der Erde verpressen. Dort soll das Klimagas dann zehntausend Jahre bleiben. Für mögliche Folgeschäden durch Lecks in den CO2-Speichern will Vattenfall gerade einmal 30 Jahre haften. Zudem versucht Vattenfall, die Haftungsauflagen zu verwässern, die derzeit die EU-Kommission zu CO2-Endlagern erarbeitet. Daran arbeiten Lobbyisten der Zero emission platform (ZEP). Dahinter steht ein Zusammenschluss der Industrie zur Durchsetzung der CCS-Technik, in der Vattenfall eine treibende Kraft ist.
"Mit der CO2-Verpressung setzt die Politik aufs falsche Pferd", so Smid. "Keiner weiß, ob das funktionieren wird und wann. Es gibt andere Methoden, wie Strom sicher ohne das Klimagas Kohlendioxid erzeugt werden kann. Sonne, Wind und Wasserkraft liefern heute schon sauberen Strom. Diese Erneuerbaren Energien müssen in Zukunft noch mehr genutzt werden - darauf müssen Politik und Industrie ihre Kraft konzentrieren."
Inzwischen tauchen neue Zweifel an der CO2-Verpressung auf. Zum einen berechnete das Bundesamt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), dass die Kapazität von CO2-Speichern in salzwasserführenden Tiefengesteinen nur ein Drittel der ursprünglich erwarteten Größe beträgt. Damit wären die Speicher nach 18 Jahren voll, wenn wie bisher jährlich 350 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus Kohlekraftwerken anfällt. Zum anderen warnte der norddeutsche Wasserverband letzte Woche davor, dass eine CO2-Verpressung auch die Trinkwasserversorgung im gesamten norddeutschen Raum gefährden könne.
Diese Nachfolgestudie zeigt nachvollziehbar, dass es möglich ist mit Energieeinsparungen sowie vor allem mit dem verstärkten Einsatz Erneuerbarer Energien den weltweiten Kohlendioxidausstoß bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent zu reduzieren, statt wie bisher angenommen zu halbieren.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Aktivist:innen protestieren auf Bohrplatz: Kein neues Gas in Bayern!
Im oberbayerischen Reichling soll kommende Woche nach fossilem Erdgas gebohrt werden. Greenpeace-Aktivist:innen haben mit einer fünf Meter hohen Bambus-Konstruktion direkt auf dem Bohrplatz protest...
Greenpeace-Stellungnahme zu fossilen Energieimporten aus den USA
Klimazerstörung darf keine Verhandlungsmasse in Handelskonflikten sein. Derlei weitreichende Deals brauchen demokratische Mitbestimmung und dürfen nicht hinter verschlossenen Türen vereinbart werden.
Greenpeace-Stellungnahme zu Aiwangers Forderung nach Aussetzen des Klagerechts
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) fordert in einem Brief an Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), das Verbandsklagerecht bei Infrastrukturvorhaben für drei Ja...
Greenpeace-Stellungnahme zur geplanten Übernahme von kritischer Infrastruktur durch ein US-Unternehmen
Der geplante Verkauf von kritischer Infrastruktur an ein US-Unternehmen birgt massive Risiken für den Klimaschutz und für die langfristige Energieversorgung des Landes.
Greenpeace-Stellungnahme zur Pressekonferenz von Bundeskanzler Merz und Ministerpräsident Söder auf der Zugspitze
"Unter den Füßen von Friedrich Merz und Markus Söder rauscht das Schmelzwasser schneller denn je zu Tale und die beiden verlieren nicht ein Wort zur Klimakrise."