Hamburg, 20.10.2005 - Aus einer aktuellen Studie, die Greenpeace am Donnerstag veröffentlicht hat, geht hervor, dass die Untersuchungen zum gentechnisch veränderten Mais MON863 grobe Mängel aufweisen und nicht geeignet sind, um die Gesundheitsrisiken dieser Maissorte zu beurteilen. Die Untersuchungen hatte die Firma Monsanto vorgelegt, um die Marktzulassung für die Europäische Union zu erlangen. MON863 ist bereits zur Fütterung von Tieren zugelassen. Über die Zulassung des Gen-Mais' für Lebensmittel soll bereits nächsten Montag von den EU-Agrarministern entschieden werden.
Nach Einschätzung eines französischen Molekularbiologen und eines Statistikers, die im Auftrag von Greenpeace entsprechende Rohdaten ausgewertet haben, hat Monsanto zur Auswertung von Fütterungsversuchen nachweislich falsche statistische Methoden eingesetzt. Biolgische Effekte wie etwa die Gewichtsveränderungen der Versuchstiere wurden übersehen. Die Fütterungsversuche, die das Unternehmen durchgeführt hatte, sollten die Auswirkungen des Gen-Mais' auf die Gesundheit von Ratten aufzeigen und damit Rückschlüsse auf Gefahren für Menschen möglich machen.
Die Zulassungsbehörden der EU, die Europäische Food Safety Authority (EFSA), hatte diese Fehler ebenso übersehen wie die deutschen Zulassungstellen. Der vom US-Konzern Monsanto entwickelte Gen-Mais, der ein Insektengift produziert, sollte sich nach den Wünschen der Erfinder nicht von herkömmlichem Mais unterscheiden. Er hat aber bei Ratten zu Veränderungen von Organen und Blutbild geführt.
"Erstmals ist es Greenpeace gelungen, die Zulassungsunterlagen für Gen-Pflanzen durch unabhängige Experten überprüfen zu lassen. Und das Ergebnis ist erschreckend: Obwohl die statistischen Tricks von Monsanto für Fachleute offensichtlich sind, haben die Zulassungsbehörden diesen Gen-Mais durchgewunken. Die Zulassung muss gestoppt werden", sagt Christoph Then, Greenpeace-Gentechnikexperte. "Es ist wichtig, dass die gesamte statistische Auswertung noch einmal wiederholt wird, bevor irgendeine Entscheidung über die Marktzulassung getroffen werden kann", sagt Prof. Gilles-Eric Seralini, Molekularbiologe der Universität Caen, einer der Prüfer. Die Auswertung der Daten durch Greenpeace wird fortgesetzt. Das endgültige Ergebnis der Überprüfung soll in einigen Monaten vorgestellt werden.
Greenpeace fordert Zugang zu allen Daten, die den EU-Behörden im Rahmen von Sicherheitsprüfungen von Gen-Pflanzen vorgelegt wurden. Alle weiteren EU- Anmeldungen müssen auf Eis gelegt werden, bis Maßnahmen zur Qualitätskontrolle umgesetzt sind und unabhängige Wissenschaftler die Daten ausgewertet haben.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/207354-zulassungsbehorden-versagen-bei-risikobewertung-von-gen-maisVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Stellungnahme zum Stickstoff-Urteil in den Niederlanden
Zugunsten strengerer Umweltauflagen für die niederländische Landwirtschaft hat heute das nationale Zivilgericht in Den Haag entschieden. Um die umweltschädlichen Stickstoffemissionen zu verringern,...
Greenpeace-Umfrage: Große Mehrheit fordert von Agrarminister:in auch Verbraucherpolitik
Knapp drei Viertel der Bundesbürger:innen erwarten in einer Umfrage vom künftigen Bundeslandwirtschaftsministerium, dass die Interessen von Landwirt:innen und Verbraucher:innen gleichrangig behande...
Stellungnahme zum Vorschlag von Olaf Scholz, die Mehrwertsteuer für Lebensmittel zu senken
Olaf Scholz will den Mehrwertsteuersatz auf Lebensmittel von sieben auf fünf Prozent abzusenken. Greenpeace begrüßt den Vorschlag und fordert eine generationenübergreifend klimagerechte Mehrwertste...
Klimakrise: Greenpeace-Aktive protestieren gegen Methanemissionen aus Fleisch- und Milchindustrie
Auf die besondere Verantwortung der Fleisch- und Milchindustrie in der Klimakrise machen Aktivist:innen von Greenpeace heute bei der Unternehmensgruppe Theo Müller aufmerksam. Mit hohen Milchtüten,...
Greenpeace-Molkerei-Ranking: Weidemilch bleibt Nischenprodukt
Die zweite Molkerei-Abfrage von Greenpeace zeigt, dass die Molkereien weiter hauptsächlich Milch verarbeiten, die von Kühen stammt, die das ganze Jahr im Stall stehen.