München, 25.10.2005 - Das Europäische Patentamt in München hat einem Patentantrag zur Sterilisierung von Saatgut durch die so genannte Terminator-Technologie stattgegeben. Nach Recherchen von Greenpeace umfasst das Patent EP 775212 B vom 5. Oktober 2005 alle Pflanzen, die gentechnisch so manipuliert wurden, dass ihre Samen nicht mehr keimen können.
Angemeldet wurde unter anderem ein "Verfahren zur Herstellung eines nicht lebensfähigen Samens". Einmal geerntete und wieder ausgesäte Samen können nach diesem Verfahren keine neuen Pflanzen produzieren - sie verfaulen in der Erde. Die Inhaber des Patentes sind die US-Firma Delta&Pine und die US-Regierung, repräsentiert durch das Landwirtschaftsministerium. Das Patent wurde in ähnlicher Form bereits in den USA und jüngst auch in Kanada erteilt. Angemeldet ist es zudem in Australien, Brasilien, China, Japan, der Türkei und Südafrika.
"Wird mit der Terminator-Technologie zum Beispiel Soja, Weizen, Raps oder Baumwolle sterilisiert, sind die Landwirte gezwungen, Saatgut jedes Jahr neu zu kaufen. Der natürliche Kreislauf der Saatgutgewinnung wird unterbrochen. Diese Technologie muss verboten werden, ebenso wie Patente auf Saatgut. Wir können nicht hinnehmen, dass Gentechnik-Konzerne die Kontrolle über die gesamte Kette der Nahrungsmittelproduktion - vom Saatgut bis zum Lebensmittel - übernehmen", sagt Gentechnikexperte Christoph Then von Greenpeace.
Bislang konnte die Einführung der Terminator-Technologie, die schon vor zehn Jahren entwickelt wurde, durch die massive Kritik von Nichtregierungsorganisationen verhindert werden. Viele Beobachter gehen aber davon aus, dass die Agro-Industrie schon nächstes Jahr in Brasilien auf der UN-Konferenz zum Abkommen über die Biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity) erneut versuchen wird, die Technologie politisch salonfähig zu machen.
Die Industrie argumentiert, dass Terminator-Saaten die unkontrollierte Ausbreitung von Gen-Pflanzen verhindern können. "Das ist realitätsferne Produktpropaganda. Beispielsweise kann die Ernte gentechnikfrei arbeitender Landwirte trotzdem durch Pollenflug kontaminiert werden", so Then.
Inzwischen geht das Europäische Parlament vor dem Hintergrund jüngster Patenterteilungen auf deutliche Distanz zum Europäischen Patentamt. In einer Resolution, über die am 26. Oktober abgestimmt werden soll, wird eine striktere Auslegung des bestehenden Patentrechtes gefordert.
Patente auf Pflanzensorten und Tierarten sind nach dem Europäischen Patentrecht verboten. Trotzdem wurden vom Europäischen Patentamt schon etwa 500 Patente auf Pflanzen und 100 Patente auf Tiere erteilt. Auch das Terminator-Patent hätte in seiner vorliegenden Form nicht erteilt werden dürfen. Greenpeace fordert deswegen schon lange eine eindeutige Klarstellung in den Patentgesetzen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/207352-europaisches-patent-auf-terminator-technologie-erteiltVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Klimakrise: Greenpeace-Aktive protestieren gegen Methanemissionen aus Fleisch- und Milchindustrie
Auf die besondere Verantwortung der Fleisch- und Milchindustrie in der Klimakrise machen Aktivist:innen von Greenpeace heute bei der Unternehmensgruppe Theo Müller aufmerksam. Mit hohen Milchtüten,...
Greenpeace-Molkerei-Ranking: Weidemilch bleibt Nischenprodukt
Die zweite Molkerei-Abfrage von Greenpeace zeigt, dass die Molkereien weiter hauptsächlich Milch verarbeiten, die von Kühen stammt, die das ganze Jahr im Stall stehen.
Greenpeace-Stellungnahme zum heute vom BMEL vorgestellten Erntebericht 2024
Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Matthias Lambrecht fordert von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir mehr Einsatz für Klimaanpassungen in der Landwirtschaft, statt erneut vor der Agrarlobby ...
Supermarkt-Check von Greenpeace: Kleine Fortschritte auf dem Weg zu Fleisch aus besserer Haltung
Die großen Lebensmittelhändler haben den Anteil an Billigfleisch in ihrem Sortiment schneller als im Vorjahr reduziert. Dennoch macht Fleisch aus den schlechtesten Haltungsformen 1 und 2 trotz des ...
Greenpeace und Vier Pfoten fordern von Bundesländern sofortiges Verbot der Anbindehaltung
Vor der heutigen Abstimmung des Bundesrats demonstrieren Greenpeace und Vier Pfoten vor dem Gebäude mit zwei Meter hohen Fotowänden für ein komplettes Verbot der tierquälerischen Anbindehaltung.