Kemi, 07.11.2005 - 25 Greenpeace Aktivisten aus vier europäischen Ländern, darunter aus Deutschland, protestieren heute im nordfinnischen Ostseehafen Kemi gegen die Verladung von Papier aus Urwaldzerstörung. Im Verladehafen des weltweit größten Papierherstellers Stora Enso haben sich die Aktivisten an der Ankerleine des Frachters Antares befestigt, andere protestieren an der Rampe und tragen Banner mit der Aufschrift: "Stop forest crime" (Stoppt die Urwaldverbrechen). Greenpeace wendet sich gegen die Zerstörung der letzten Urwälder in Lappland. Stora Enso kauft das Holz aus Urwaldzerstörung und stellt daraus Papier her.
Seit Anfang Oktober schlägt das staatliche finnische Forstamt Metsähallitus erneut in den Urwäldern in Nordlappland ein. Greenpeace-Untersuchungen haben ergeben, dass der Einschlag im Urwald sogar gesetzlich geschützte Arten zerstört, wie seltene Baumpilze. Stora Enso ist der größte Abnehmer des staatlichen Forstamtes und verarbeitet den Urwald zu Zellstoff und Papier, das auch nach Deutschland exportiert wird. Mit 1,7 Millionen Tonnen jährlich sind deutsche Kunden Finnlands wichtigster Papierkäufer.
"Es ist ein Verbrechen, dass in siebenhundert Jahren gewachsene Bäume für Zeitschriften und Magazine gefällt werden, die bei uns gerade einmal sieben Tage auf dem Wohnzimmertisch liegen", sagt Greenpeace-Waldexperte Oliver Salge. "Der finnische Staat weiß den Schatz der Wälder nicht zu schätzen. Stora Enso liefert mit dem Kopierpapier oder dem Zeitschriftenpapier die zerstörte Artenvielfalt gleich mit nach Deutschland." Greenpeace fordert, das Abholzen der letzten Urwälder im Staatsbesitz in Finnland sofort zu stoppen und Verhandlungen zur Lösung des Konfliktes wieder aufzunehmen.
Im März wurde der Einschlag ausgesetzt, nachdem Greenpeace zusammen mit den nordfinnischen Ureinwohnern, den Sami, gegen die Urwaldzerstörung protestiert und eine Schutzstation im Urwald errichtet hatte. Für viele Sami in Nordfinnland ist die traditionelle Rentierhaltung mit frei umherziehenden Herden die wichtigste Lebensgrundlage und Teil der kulturellen Identität. Die Rentiere sind im Winter auf Baumflechten als Futter angewiesen, die aber nur in den Urwäldern in ausreichender Menge wachsen. Im Juni dieses Jahres hat das finnische Forstamt Metsähallitus den Einschlagstopp trotz ausbleibender Konfliktlösung aufgehoben.
Ende Oktober 2005 hat ein Gericht verfügt, dass die Fällungen im Wald vom staatlichen Forstamt eingestellt werden müssen. Die betroffenen Sami klagen gegen die weitere Zerstörung des für sie wichtigen Waldes. Das staatliche Forstamt will jedoch so lange weiter einschlagen, bis die klagenden Sami einen Vorab-Schadenersatz geleistet haben, der nach finnischen Gesetzen eingefordert werden kann.
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