Hamburg, 28.11.2005 - Die Handelskette Lidl und der Metro-Konzern mit seiner Kette Real verkaufen in Deutschland das am stärksten mit giftigen Pestiziden belastete Obst und Gemüse. In einem bisher einzigartigen Großtest schnitt die Frischware des österreichischen Marktführers Billa gefolgt vom deutschen Discounter Aldi am besten ab.
Das Greenpeace-EinkaufsNetz hat dafür im September 658 Obst- und Gemüseproben der führenden Supermarktketten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gekauft und auf Pestizid-Rückstände untersuchen lassen. Im Mittelfeld lagen die Vollsortimenter Edeka/Spar, Tengelmann, Rewe und der Regionalanbieter tegut. Die Ergebnisse veröffentlicht das Greenpeace-EinkaufsNetz heute in dem kostenlosen Ratgeber Pestizide aus dem Supermarkt. Die Proben wurden auf etwa 300 Giftstoffe getestet.
"Die deutschen Supermärkte bieten die billigsten Lebensmittel in Westeuropa an. Obst und Gemüse sind aber immer stärker mit Pestiziden belastet. Befriedigend war deshalb keines der Angebote im Test", so Manfred Krautter, "Chemieexperte von Greenpeace. "Viele untersuchte Proben wiesen solche Extrembelastungen auf, dass der Verzehr für Kinder gesundheitsgefährdend ist. Die Verbraucher sollten unbedingt darauf achten, wo sie einkaufen. Uneingeschränkt empfehlenswert ist nur Bio-Ware."
In 100 Fällen, also bei 15 Prozent der Proben, wurden die gesetzlichen Höchstmengen erreicht oder überschritten. 16 Proben wiesen Extrembelastungen auf, die für Kleinkinder akut gesundheitsgefährdend sind. Darüber hinaus besteht bei 27 von 112 untersuchten deutschen Gemüseproben der Verdacht, dass illegale Pestizide eingesetzt wurden. In allen diesen Fällen erstattete Greenpeace Anzeige bei den zuständigen Behörden und Staatsanwaltschaften.
"Das Treiben des Lebensmittelhandels grenzt an kriminelle Geschäfte und gefährdet die Gesundheit der Verbraucher", kritisiert Krautter. "Minister Horst Seehofer und die Verbraucherminister der Länder müssen diese Missstände schnellstens unter Kontrolle bringen!"
Untersucht wurden bei allen Handelsketten acht identische Produktgruppen aus konventionellem Anbau: Birnen, Tafeltrauben, Pfirsiche/Nektarinen, Tomaten, Gurken, Paprika, Karotten und Kopfsalat. Die Proben wurden im September im ganzen Bundesgebiet eingekauft. Die getesteten Ketten decken über drei Viertel des deutschen Lebensmittelmarktes ab.
"Pestizidbelastete Lebensmittel gefährden vor allem Kinder. Sie können Hormonhaushalt und Immunsystem beeinträchtigen, Krebs auslösen oder das Nervensystem schädigen", so Dr. Kurt Müller, Vorstand des Deutschen Berufsverbands der Umweltmediziner heute in Hamburg. "Die steigenden Belastungen und zunehmende Pestizidcocktails gefährden unsere Gesundheit."
Auffällig ist auch, dass Rewe in Deutschland deutlich stärker pestizidhaltige Ware anbietet als ihre Tochter Billa in Österreich. Billa hat sich schon 2003 das Ziel gesetzt, rückstandsarme Ware anzubieten. "Die Deutschen sind bei Rewe Verbraucher zweiter Klasse", so Krautter.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Stellungnahme zum Stickstoff-Urteil in den Niederlanden
Zugunsten strengerer Umweltauflagen für die niederländische Landwirtschaft hat heute das nationale Zivilgericht in Den Haag entschieden. Um die umweltschädlichen Stickstoffemissionen zu verringern,...
Greenpeace-Umfrage: Große Mehrheit fordert von Agrarminister:in auch Verbraucherpolitik
Knapp drei Viertel der Bundesbürger:innen erwarten in einer Umfrage vom künftigen Bundeslandwirtschaftsministerium, dass die Interessen von Landwirt:innen und Verbraucher:innen gleichrangig behande...
Stellungnahme zum Vorschlag von Olaf Scholz, die Mehrwertsteuer für Lebensmittel zu senken
Olaf Scholz will den Mehrwertsteuersatz auf Lebensmittel von sieben auf fünf Prozent abzusenken. Greenpeace begrüßt den Vorschlag und fordert eine generationenübergreifend klimagerechte Mehrwertste...
Klimakrise: Greenpeace-Aktive protestieren gegen Methanemissionen aus Fleisch- und Milchindustrie
Auf die besondere Verantwortung der Fleisch- und Milchindustrie in der Klimakrise machen Aktivist:innen von Greenpeace heute bei der Unternehmensgruppe Theo Müller aufmerksam. Mit hohen Milchtüten,...
Greenpeace-Molkerei-Ranking: Weidemilch bleibt Nischenprodukt
Die zweite Molkerei-Abfrage von Greenpeace zeigt, dass die Molkereien weiter hauptsächlich Milch verarbeiten, die von Kühen stammt, die das ganze Jahr im Stall stehen.