Super-GAU in AKW durch tragbare Waffensysteme möglich

Greenpeace stellt Studie zu Terrorgefahr durch panzerbrechende Waffen vor

Hamburg, 14.09.2010 - Atomkraftwerke sind stärker durch terroristische Angriffe bedroht als bisher angenommen. Das beweist ein neues Gutachten der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace. Danach sind neben einem gezielten Flugzeugabsturz auch konventionelle panzerbrechende Waffensysteme geeignet, einen schweren Reaktorunfall mit hoher Freisetzung von Radioaktivität auszulösen. Derartige Waffen sind mobil vom Boden aus einsetzbar und könnten sich bereits in den Hände von Terroristen befinden. Greenpeace fordert, die sieben ältesten Atomkraftwerke und Krümmel sofort still zu legen und die restlichen Atomkraftwerke bis 2015 endgültig abzuschalten.

'Es ist unverantwortlich, die alten und besonders gefährdeten Atomkraftwerke weiterlaufen zu lassen. Sie sind nukleare Minen, die jederzeit zünden können', sagt Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. 'Das Risiko durch Terrorangriffe ist Bundeskriminalamt und Aufsichtsbehörden lange bekannt, es wird jedoch von der schwarz-gelben Bundesregierung vorsätzlich ignoriert. Profitinteressen der Atomkonzerne sind für Merkel offenbar wichtiger als die Sicherheit der Bürger.'

Laut Gutachterin Oda Becker, Diplom-Physikerin an der Fachhochschule Hannover, könnten die Schüsse der russischen Panzerabwehrlenkwaffe AT-14 Kornet-E die Stahlbetonwand älterer Reaktorgebäude durchschlagen. Bestückt mit sogenannten thermobarischen Gefechtsköpfen mit enormer hitzeentwickelnder Sprengkraft, könnte es im Inneren des Reaktors zu einer Kernschmelze bei offenem Containment mit katastrophalen Folgen kommen. Die Panzerabwehrlenkwaffe kann vom Boden oder einem Fahrzeug aus bis zu fünf Kilometern Entfernung leicht bedient werden, weist eine hohe Treffergenauigkeit auf und ist nach Greenpeace-Recherchen auf dem grauen Markt erhältlich. Gebiete in einer Größe bis zu 100.000 Quadratkilometern wären unbewohnbar. Greenpeace hat das vollständige Gutachten heute an das Bundesinnenministerium, das Bundesverteidigungsministerium und das Bundeskriminalamt weiter geleitet.

Bundeskriminalamt: Bereits 2001 Hinweise auf terroristische Aktionen gegen AKW

Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) hat mehrfach betont, bisher seien bei der Sicherheit der deutschen Atomkraftwerke noch keine Lehren aus den Terrorattacken vom 11. September 2001 in den USA gezogen worden. Die von Röttgen vorgeschlagene Nachrüstung der Meiler auf Basis eines Absturzes des Flugzeugs A 320 fehlt im neuen Energiekonzept der Bundesregierung. Stattdessen macht Schwarz-Gelb den Atomkonzernen weitreichende Zugeständnisse und will zusätzlich das bisherige Klagerecht betroffener Bürger gegen ein Atomkraftwerk in einer geplanten Novelle des Atomgesetzes abschaffen.

Bereits 2001 warnte das BKA in einem internen Papier vor Hinweisen 'auf mögliche terroristische Aktionen gegen kerntechnische Einrichtungen in Deutschland - im Zusammenhang mit der Irak/ Kuwait-Krise sowie vor dem Hintergrund des Jugoslawienkonfliktes'

Terrorangriffe auf deutsche Atomkraftwerke: Bewertung der Gegenmaßnahme

Die Atomkraftwerkbetreiber in Deutschland haben ein Konzept zum Schutz der Kraftwerke vorgelegt.

greenpeace_studie_terrorangriffe_auf_deutsche_akw_1.pdf
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