Bayerischer Staatswald: Artenschutz und Erholung statt Ausverkauf

Greenpeace fordert Bildung einer Bürgerwald-Stiftung

Hamburg, 12. 1. 2004 – Anlässlich der CSU-Klausurtagung in Wildbad Kreuth fordert Greenpeace, die ökologischen und sozialen Funktionen des bayerischen Staatswaldes langfristig zu sichern. In einem offenen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) warnt Greenpeace vor der Gefahr, mit der geplanten Privatisierung der Bayerischen Staatsforstverwaltung die Wälder in reine Holzplantagen umzuwandeln. Greenpeace fordert, stattdessen eine Bürgerwald-Stiftung zu gründen und den Wald ökologisch zu nutzen.

„Die Wälder würden hässlicher“, sagt Martin Kaiser, Waldexperte von Greenpeace. „Eintönige Holzplantagen bedeuten das Aus für viele Pflanzen und Tiere. Den Menschen kann ein Stangenwald nicht mehr bieten, was sie für Freizeit und Entspannung suchen. Der Wald ist viel zu wichtig, um nur den Wert des Holzes im Blick zu haben.“

Der bayerische Staatswald soll nach den Vorstellungen von Greenpeace in den Besitz einer neuen Bürgerwald-Stiftung überführt werden. Diese kann den Schutz von Tieren und Pflanzen sowie den Erhalt des Waldes als Erholungsort als langfristige Ziele festlegen. Greenpeace fordert zudem, den Wald ökologisch so zu bewirtschaften, dass er das Öko-Siegel des Forest Stewardship Council (FSC) erhält. Das FSC-Siegel ist neben dem Naturland-Siegel das einzige Zeichen, an dem der Käufer erkennt, dass das Holz aus einem ökologisch und sozial nachhaltig bewirtschafteten Wald stammt.

In anderen Ländern Mittel- und Nordeuropas, aber auch im Bundesland Hessen wurde der öffentliche Wald bereits privatisiert und nach rein wirtschaftlichen Kriterien ausgerichtet. Die Folgen: Seltene Tiere und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht, der Wald wurde anfälliger für Krankheiten und die Erholungsfunktion nahm deutlich ab.

„Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Holzprodukte ist gering, der Gewinn durch vorsorgenden Bergwald- und Hochwasserschutz jedoch unermesslich hoch“, sagt Martin Kaiser.

Auf der heute beginnenden Klausurtagung will die CSU-Landtagsfraktion eine Richtungsentscheidung zur Privatisierung der 7800 Quadratkilometer bayerischen Staatswaldes treffen. Das entspricht einem Drittel der gesamten Waldfläche Bayerns. Die endgültige Entscheidung wird der bayerische Landtag in diesem Jahr treffen. Die Umwandlung des Waldes zur reinen Produktionsstätte von Holz ist nur im Privatwald möglich. Im öffentlichen Wald müssen in Deutschland jedoch ökologische und soziale Funktionen wie Naturschutz und Erholung im Vordergrund stehen.

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