London, 20. 1. 2004 – Zerstörerische Fischereipraktiken bringen Delfine im Nordostatlantik an den Rand des Aussterbens. Dies geht aus dem Bericht The Net Effect hervor, der von der WDCS, Whale and Dolphin Conservation Society, für Greenpeace verfasst und heute veröffentlicht wurde. Das Greenpeace-Schiff Esperanza verlässt heute London, um Schleppnetzfischer zu stellen. An Bord der Esperanza sind auch Wissenschaftler der WDCS, die das Ausmaß des Beifangs dokumentieren werden.
„Beifang ist die größte Bedrohung für Delfine und Schweinswale", sagt Thomas Henningsen, Meeresexperte von Greenpeace: „Die Fischerei-Minister müssen dieses tausendfache Sterben endlich beenden. Der Beifang muss auf Null gesenkt werden.“
Etwa fünf Prozent des Gewöhnlichen Delfins (Delphinus delphis) sterben als Beifang in großen Schleppnetzen. Wissenschaftler halten bereits eine Verringerung um nur ein Prozent der Delfine für Besorgnis erregend. Besonders bedroht sind neben dem Gewöhnlichen Delfin der Atlantischer Weißseitendelfin, aber auch der Große Tümmler und der Grindwal.
Wissenschaftler der Internationalen Walfangkommission schätzen, dass weltweit jährlich 300.000 Groß- und Kleinwale in Fischereinetzen sterben. Die Fischer, die Speisefische wie Seebarsch, Makrele, Seehecht und Tunfisch fangen, werfen die Säugetier-Kadaver zurück ins Meer. Jeden Winter werden Hunderte toter Delfine und Schweinswale an europäische Strände geschwemmt. Zerrissene Mäuler und Flossen sowie Quetschungen zeugen von ihrem qualvollen Tod im Netz.
Ali Ross, Fischereiexpertin der WDCS: „Die Schleppnetzfischerei gefährdet nicht nur das Überleben zahlreicher Populationen und Arten, sondern verursacht auch unermessliches individuelles Leid. Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union dürfen nicht länger tatenlos zusehen, sondern müssen umgehend aktiv werden, um das Kleinwalsterben zu beenden“.
Der Einsatz von akustischen Scheuchvorrichtungen (Pingern), den die EU-Kommission im Juli 2003 vorgeschlagen hat, muss überwacht werden. Nur so lassen sich die Wirksamkeit dieser Geräte sowie mögliche schädliche Auswirkungen auf die Tiere feststellen. Der vorgeschlagene Einsatz von Beobachtern an Bord der Fangflotten, die den Beifang von Walen und Delfinen überwachen, ist zu begrüßen. Die vorgesehene Anzahl der Beobachter ist jedoch unzureichend.
Auch die nächste UN-Konferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt (CBD) muss ihren Beitrag leisten, den Beifang zu verringern und Meerestiere zu schützen. Greenpeace fordert die Vertreter der CBD auf, Meeresschutzgebiete einzurichten, in denen sich die Tiere erholen und ungestört vermehren können. Die CBD tagt vom 9.-20. Februar 2004 in Malaysia.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9 - 14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Michael Weiland
- Pressesprecher Klimakrise, Energiewende
- michael.weiland@greenpeace.org
- 0160-1745772
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Stellungnahme zum Streit der Internationalen Meeresbodenbehörde über friedliche Proteste
Greenpeace-Meeresexpertin Daniela Herrmann hält die Abwehrhaltung zahlreicher Länder gegenüber der Einschränkung von Protesten auf Hoher See für ein wichtiges Signal.
Greenpeace zum durchgehend heißesten Jahr für die Meere
Mit dem morgigen Donnerstag liegt die durchschnittliche Temperatur der Weltmeere seit zwölf Monaten an jedem einzelnen Tag höher als je zuvor gemessen, zeigen Daten des US-Wetterdienstes NOAA.
Greenpeace-Stellungnahme zum Einlaufen des neuen Supertrawlers Jan Maria in Bremerhaven
Heute ist der neue Supertrawler Jan Maria erstmals in seinen Heimathafen in Bremerhaven eingelaufen. Das Fabrikschiff des niederländischen Fischereikonzerns Parlevliet & van der Plas will im Nordat...
Greenpeace findet weitere verborgene Steinriffe nahe Gasbohrprojekt vor Borkum
In dem Gebiet, in dem das Energieunternehmen One-Dyas in der Nordsee nach Gas bohren will, befinden sich mehr Steinriffe als bisher angenommen. Das belegt ein von Greenpeace in Auftrag gegebenes Gu...
Aktive von Greenpeace International protestieren im Pazifik für den Schutz der Tiefsee
Gegen zerstörerischen Tiefseebergbau protestieren Umweltschützer:innen von Greenpeace International heute mit Kanus 1500 Kilometer westlich der mexikanischen Küste. Auf Bannern fordern sie “Stoppt...