Kuala Lumpur, 16. 2. 2004 – Zur Halbzeit des UN-Gipfels zum Artenschutz (CBD) in Kuala Lumpur/Malaysia wird immer deutlicher, dass ein Erfolg der Verhandlungen von der Finanzierung von Schutzmaßnahmen abhängt. Zwar haben sich die Teilnehmerstaaten darauf einigen können, bis 2010 ein System von Schutzgebieten an Land und bis 2012 in den Meeren einzurichten. Deren Finanzierung ist jedoch ebenso ungeklärt wie verbindliche Entscheidungen zu ihrer Umsetzung. Greenpeace appelliert daher an Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), Geld für den Artenschutz bereit zu stellen. Zudem soll das Gipfeltreffen von Deutschland, Frankreich und Großbritannien am kommenden Mittwoch in Berlin mit einer entsprechenden Zusage zur Finanzierung den UN-Gipfel voranbringen.
"Der Gipfel darf nicht wegen Geld scheitern, das Überleben der Artenvielfalt ist viel zu wichtig", sagt Greenpeace-Waldexperte Martin Kaiser in Kuala Lumpur. "Der Schutz der letzten Urwälder und Meere liegt jetzt in den Händen der Staats- und Regierungschefs der reichen Industrieländer. Sie müssen den Entwicklungsländern bei der Einrichtung von Schutzgebieten finanziell deutlich unter die Arme greifen."
Von finanziellen Zusagen der Industrieländer machen zudem Brasilien und andere Entwicklungsländer ihre Zustimmung für verbindliche Arbeitsschritte abhängig. Ein entsprechendes Arbeitsprogramm blockieren Australien, Kanada und das Gastgeberland Malaysia. Auch die USA versuchen, Fortschritte auf der Konferenz zu untergraben, obwohl sie kein Vertragsstaat der CBD sind. Sie wehren sich massiv gegen Schutzgebiete auf hoher See.
Weltweit sind nach Ansicht von Wissenschaftlern der Universität Cambridge für Schutzgebiete zusätzlich 20 Milliarden Euro jährlich erforderlich. Deutschland muss sich nach Ansicht von Greenpeace mit einer Milliarde pro Jahr beteiligen, um das Artensterben bis 2010 deutlich zu verringern. Das Geld soll nach dem Willen der CBD verstärkt aus dem Etat der Entwicklungsarbeit kommen. Das deutsche Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit (BMZ) stellt bislang viel zu wenig Mittel für Arten- und Naturschutz bereit. "Solange Deutschland kein Geld für den Artenschutz auf den Tisch legt, ist sein inhaltliches Engagement auf der Konferenz fast wertlos", erklärt Kaiser.
Das deutsche Umweltministerium und die EU gingen gestern mit gutem Beispiel voran: Sie forderten den Stopp der zerstörerischen Grundschleppnetzfischerei in besonders bedrohten Meeresgebieten. Doch trotz des Vorstoßes droht der Schutz der Meere zu verwässern. Chile, Russland und Costa Rica blockieren die Initiative. "Da offenbart sich, welche Nationen entweder in diese Fischerei investieren oder schlicht nicht verstehen, dass man jetzt entschlossen handeln muss", sagt Thilo Maack, Greenpeace-Meeresexperte in Kuala Lumpur.
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