Kuala Lumpur/Malaysia, 20. 2. 2004 – Das rapide weltweite Artensterben lässt sich mit den Beschlüssen der UN-Konferenz zum Artenschutz nicht deutlich verringern. Diese Bilanz zieht Greenpeace zu dem UN-Gipfel in Kuala Lumpur, der heute zu Ende geht. Zwar haben sich die Vertragsstaaten der Konvention über Biologische Vielfalt (CBD) erstmals darauf einigen können, bis 2010 ein Netzwerk von Schutzgebieten an Land und bis 2012 in den Meeren einzurichten. Sie beschlossen zahlreiche Maßnahmen gegen das Artensterben. Doch es gibt keine verbindliche Verpflichtung zu ihrer Umsetzung. Zudem ist ihre Finanzierung offen.
„Die Zukunft vieler bedrohter Pflanzen und Tiere steht weiter auf Messers Schneide“, sagt Greenpeace-Waldexperte Martin Kaiser, der die zweiwöchigen Verhandlungen in Kuala Lumpur verfolgt hat. „Was hier beschlossen wurde, ist eine gut gefüllte Werkzeugkiste zum Schutz der Arten. Wenn die Länder aber kein Geld auf den Tisch legen, bleibt die Kiste zu, dann sind die Beschlüsse wertlos.“ Zuletzt blockierte Kanada Fortschritte zum Artenschutz. Brasilien hatte seine Zustimmung zu einem verbindlichen Programm von Geldzusagen der Industrieländer abhängig gemacht. Die EU unterstützte zwar aktiv ein verbindliches Programm, bot aber keine Lösung zur Finanzierung.
Greenpeace fordert Deutschland auf, Schwellen- und Entwicklungsländer bei der Einrichtung von Schutzgebieten finanziell zu unterstützen. Dazu müssen die Entwicklungspolitik neu ausgerichtet und der deutsche Beitrag für den UN-Umweltfonds (GEF) massiv erhöht werden.
Das geplante Netzwerk von Schutzgebieten könnte nach Ansicht von Greenpeace der Kern eines Programms sein, um Artensterben, Zerstörung der Urwälder und Plünderung der Meere zu bremsen. Bestehende Schutzgebiete sollen nach dem Beschluss zudem besser verwaltet werden. Bisher stehen formal zwölf Prozent der weltweiten Landfläche unter Schutz. Doch zwei Drittel davon werden so schlecht geführt, dass weiter Holz industriell eingeschlagen und seltene Tiere gejagt werden. Zu den wichtigsten beschlossenen Maßnahmen gehört deshalb auch, den illegalen Holzeinschlag und den Handel mit illegal gefälltem Holz zu unterbinden.
Die Regierungsvertreter waren sich ebenfalls einig, die eingeborene Bevölkerung und lokale Gemeinden an allen Entscheidungen zur Auswahl und Einrichtung von Schutzgebieten zu beteiligen. Nicht einigen konnten sie sich auf eine volle Anerkennung der traditionellen Nutzungs- und Landrechte, die Greenpeace forderte. Ein weiteres Ergebnis: Die reichen Industrieländer sollen ihre Gelder für Entwicklungszusammenarbeit verstärkt zum Schutz und der nachhaltigen Nutzung der Artenvielfalt einsetzen.
Erstmals soll nun auch die Hohe See, die außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit liegt und 40 Prozent der Erdoberfläche umfasst, in die CBD-Beschlüsse einbezogen werden. In der Hohen See liegen die besonders artenreichen Kaltwasser-Korallenriffe und Tiefseeberge. Von der weltweiten Meeresfläche sind bisher nur 0,5 Prozent geschützt.
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