Hamburg/Antarktis, 21.01.2006 - Die deutsche Greenpeace-Aktivistin Regine Frerichs befindet sich auf dem Rückweg aus der Antarktis. Die 46-jährige Schlauchbootfahrerin war in den vergangenen acht Wochen an Bord der Arctic Sunrise zum Schutz der Wale unterwegs. Unmittelbar neben ihrem Boot schlugen mehrfach japanische Harpunen in Zwergwale ein. Nur durch Zufall wurde die Aktivistin dabei nicht verletzt.
Trotz des gefährlichen und rücksichtslosen Verhaltens der Japaner im antarktischen Schutzgebiet ist es den Umweltschützern oftmals gelungen, Wale zu retten und die Jagd zu verzögern. Es ist das erste Mal, dass Greenpeace-Schiffe über einen derart langen Zeitraum im Kielwasser der japanischen Walfangflotte blieben.
"Wir würden gerne noch länger im Südpolarmeer bleiben und weitere Wale vor den Japanern schützen, doch leider sind unsere Vorräte aufgebraucht und unsere Mannschaft ist am Ende ihrer Kraft", sagt Regine Frerichs an Bord der Arctic Sunrise. "Die vergangenen Wochen haben uns alles abverlangt. Es ist sehr belastend, wenn direkt neben einem Wale von Sprengladungen innerlich zerfetzt werden und sich anschließend in bis zu halbstündigen Todeskämpfen winden. Jetzt sind alle Tanks leer und wir müssen uns auf den Rückweg machen." In etwa drei Wochen - je nach Wetter - wird Regine Frerichs in Deutschland zurück erwartet.
Mitte November waren die beiden Greenpeace-Schiffe Esperanza und Arctic Sunrise von Kapstadt aus in das Südpolarmeer aufgebrochen. Den ersten Kontakt mit der japanischen Fangflotte hatten die beiden Aktionsschiffe am 20. Dezember 2005. Seitdem schützten sie die Wale vor den Harpunen der japanischen Fangflotte, die aus einem Verarbeitungsschiff besteht, auf dem die Wale küchenfertig zerlegt werden und vier Fangbooten. In waghalsigen Manövern nahmen die Schlauchbootfahrer den Schützen an den Harpunen die Sicht mit Hilfe von Wassernebel aus Feuerlöschkanonen an Bord der kleinen Boote. Damit verschafften sie mehreren Walen die Zeit, sich unter Eisschollen zu flüchten.
Greenpeace-Aktivisten in Deutschland haben ihre Kollegen in der Antarktis am Donnerstag mit einer Aktion vor der japanischen Botschaft in Berlin unterstützt. Sie transportierten einen toten Finnwal vor die Botschaft. Der Wal, rund 17 Meter lang und fast 20 Tonnen schwer, war zuvor in der Ostsee verendet und wird jetzt von Meeresbiologen in Stralsund untersucht. Die Japaner wollen am Südpol auch zehn Finnwale erschießen, die zweitgrößten Wale der Welt.
Die Greenpeace-Expedition in das Südpolarmeer ist Teil einer einjährigen Fahrt über die Weltmeere. Unter dem Motto SOS Weltmeer wird die Esperanza in den kommenden Monaten weiter unterwegs sein. Walfang, Überfischung, Verschmutzung und weitere Gefahren für die Meere stehen dabei im Mittelpunkt der Expedition.
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