Berlin, 15.02.2006 - Umweltschützer von Greenpeace sind seit heute unterwegs, um die Feinstaubkonzentrationen abseits der städtischen Messpunkte zu ermitteln. Zum Auftakt messen die Experten heute in Berlin vor dem Roten Rathaus. Greenpeace erfasst dabei auch den Anteil der Feinststäube bis 0,1 Mikrometer Durchmesser (1.000 Mikrometer sind ein Millimeter). Dieser als besonders gefährlich geltende Teil des Feinstaubes wird von den Behörden nicht gesondert ausgewiesen. Neben den Messungen zeigen Greenpeace-Aktivisten einen der Hauptverursacher der schlechten Luft: das Dieselfahrzeug. In einem großen Käfig steht ein rosa Auto mit großen Ohren und einer überdimensionalen Schweinenase. Am Käfig steht "Fahrverbot für Dieselschweine". Dieselfahrzeuge sind Mitverursacher für die besonders gefährlichen Kleinstpartikel. Um vor allem die Gesundheit der am meisten betroffenen Kinder zu schützen, darf der Grenzwert für Feinstaub nach deutschem Recht nur an 35 Tagen im Jahr überschritten werden. Dieses Limit ist aber in vielen Städten, auch in Berlin, Stuttgart, Leipzig beinahe erreicht.
"Die Städte und Gemeinden müssen sofort Maßnahmen ergreifen, um die Belastung der Bürger zu verringern", so Greenpeace-Verkehrsexperte Günter Hubmann. "Wenn sie dies unterlassen, ist das grob fahrlässig, denn der Feinstaub macht nicht nur krank, er tötet." Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben allein in Deutschland rund 75.000 Menschen frühzeitig an den Folgen der Feinstaubbelastung.
Es sind vor allem ganz normale Dieselautos, die das Problem verursachen. Durch die neuen Motoren wurde der Dieselruß zwar fast unsichtbar, aber die Rußpartikel wurden auch viel kleiner und dadurch gefährlicher. "Es ist ein Skandal", so Hubmann. "Die Bundesregierung weiß seit zehn Jahren von den Gefahren durch den Feinstaub, aber unternommen hat sie noch immer nichts - damit nimmt sie den Tod von Tausenden Menschen in Kauf!" Dabei liegt eine Lösung auf der Hand: Alle Dieselfahrzeuge und nicht nur die neu ausgelieferten, müssen mit einem Dieselruß-Vollfilter ausgestattet werden. Damit kann man auf einen Schlag bis zu 25 Prozent der Feinstäube reduzieren - gerade die besonders gesundheitsgefährdenden Kleinstpartikel, die besonders leicht und tief in die menschliche Lunge wandern. Die Bundesregierung muss jetzt Rahmenbedingungen für eine steuerliche Förderung der wirksamen Vollfilter erlassen und darf keine so genannten Offenen Systeme fördern. Diese Systeme wie zum Beispiel City-Filter, PM- Kat sind nur eine kosmetische Lösung ohne akzeptablen Wirkungsgrad. Greenpeace hatte 2002 einen Vollfilter in ein gebrauchtes Dieselfahrzeug eingebaut und die Wirksamkeit erprobt.
Wenn es allerdings akut zu Überschreitungen kommt, müssen Sofortmaßnahmen ergriffen werden, zum Beispiel durch Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. Das Stuttgarter Verwaltungsgericht stellte in einem Grundsatzurteil vom 31. Mai 2005 fest, dass es "im Interesse der menschlichen Gesundheit erforderlich ist, dass der (...) Grenzwert unter Berücksichtigung von Toleranzmengen (35 Tage /Kalenderjahr) eingehalten und dann nicht mehr überschritten wird; jede Überschreitung ist verboten". Greenpeace fordert die Verantwortlichen auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen und die Bürger endlich wirksam zu schützen. Die Dieselruß-Tour wird in den nächsten drei Wochen noch 15 weitere Städte anfahren.
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