Stuttgart, 12. 7. 2004 – Greenpeace-Aktivisten protestieren heute vormittag in Stuttgart vor dem Staatsministerium Baden-Württembergs gegen die Falsch-Kennzeichnung von gentechnikfreiem Tierfutter durch die Ölmühle in Mannheim. Die Bunge Deutschland GmbH, die Betreiberin der als gentechnikfrei zertifizierten Ölmühle, kennzeichnet unter Billigung der Kontrollbehörden den Großteil ihres gentechnikfreien Soja-Schrots als genmanipuliert. Damit wird die gentechnikfreie Ware am Markt künstlich verknappt und verteuert. Greenpeace fordert von den Behörden, für eine richtige Kennzeichnung der gentechnikfreien Ware zu sorgen. Zudem müssen alle Bundesländer prüfen, welche Firmen falsch kennzeichnen.
Die 15 Umweltschützer stapeln die Säcke mit Soja-Schrot der Ölmühle vor dem Staatsministerium. Auf einem Transparent steht „Stoppt Verbraucher-Täuschung“. Laut Lieferschein ist das mitgebrachte Soja-Schrot genmanipuliert. Aktuelle Labortests des Soja-Schrots belegen jedoch, dass das Tierfutter gentechnikfrei ist. Das trifft auch auf zwölf Proben zu, die Greenpeace vergangenen Freitag vor der Ölmühle von Lkw-Ladungen genommen hat.
„Ministerpräsident Erwin Teufel darf diese Verbraucher-Täuschung nicht durchgehen lassen“, sagt Carmen Ulmen, Gentechniksprecherin von Greenpeace. „Die Futtermittelindustrie unterläuft die Kennzeichnungs-Gesetze. Damit gibt es für Landwirte und Verbraucher keine Transparenz und keine Wahlfreiheit. Diese Strategie darf aber nicht aufgehen. Landwirte müssen erfahren, was sie an ihre Tiere verfüttern. Verbraucher wollen wissen, ob bei der Herstellung von Milch, Eiern und Fleisch Gentechnik im Spiel war.“
Das für die Kontrolle der Ölmühle zuständige Regierungspräsidium Karlsruhe bestätigte gegenüber Greenpeace telefonisch, dass Bunge tatsächlich gentechnikfreie Ware als genmanipuliert verkaufe. Die Überwachungsbehörde in Stuttgart erklärte, dass neben Bunge weitere Unternehmen falsch deklarierten. Nach Stichproben von Greenpeace kennzeichnet auch die Futtermittel-Firma Hemo (Heilbronn) ihr Futterschrot fälschlich als genmanipuliert. Bisher haben die Behörden nicht eingegriffen. Die Behörde in Karlsruhe hat allerdings gegenüber Greenpeace angekündigt, die Lage rechtlich zu überprüfen.
Den Fall Bunge hat Greenpeace umfassend dokumentiert. Die Umweltschützer fanden aber auch in Stichproben der Firma Deuka (Worms/Rheinland-Pfalz) und der Raiffeisen-Warenzentrale (Wiesbaden/Hessen) falsch deklarierte Ware.
Bunge kauft seit April 2004 ausschließlich gentechnikfreie Soja aus Nordbrasilien und garantiert allen Lebensmittelherstellern gentechnikfreies Speiseöl. Die gleiche Garantie kann Bunge auch der Futtermittelindustrie geben. Denn Speiseöl und Futterschrot stammen aus den selben Bohnen. Nur etwa ein Fünftel des gentechnikfreien Soja-Schrots verkauft der Konzern auch als gentechnikfrei weiter – und verlangt für diese Ware einen Aufpreis von knapp zwei Prozent.
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