Köln, 05.03.2007 - Für eine halbe Milliarde Euro werden in Deutschland jedes Jahr Obst und Gemüse mit Pestizidbelastungen über den gesetzlich erlaubten Grenzwerten verkauft. Zu diesem Ergebnis kommt eine heute von Greenpeace veröffentlichte Berechnung zu Unrechtsgewinnen im Lebensmittelhandel. 268.000 Tonnen der pestizidbelasteten Ware werden jährlich im Handel angeboten - damit verzehrt jeder deutsche Verbraucher im Durchschnitt über drei Kilogramm Obst und Gemüse, das nach dem Lebensmittelgesetz nicht verkehrsfähig ist. Grundlage der Berechnung sind Informationen aus der Verbraucherforschung sowie aktuelles staatliches und privates Datenmaterial zu Pestizidrückständen in Lebensmitteln. Nach einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag von Greenpeace wollen 86 Prozent der Deutschen, dass Gewinne, die der Handel durch den Verkauf zu stark mit Pestiziden belasteter Ware erzielt, ganz oder teilweise vom Staat eingezogen werden.
"Mit nicht verkehrsfähigen Lebensmitteln werden den Verbrauchern Millionenbeträge aus der Tasche gezogen", sagt Martin Hofstetter, Agrarökonom von Greenpeace. "Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, gesetzliche Regeln zu schaffen, um den Lebensmittelketten diese Unrechtsgewinne aus dem Verkauf von pestizidbelastetem Obst und Gemüse abzunehmen."
Nach Auffassung von Greenpeace sollten mit den eingezogenen Unrechtsgewinnen der Lebensmittelwirtschaft die staatlichen Lebensmittelkontrollen ausgebaut und verbessert werden. Mindestens zwei Prozent vom Umsatz mit illegalem Obst und Gemüse sollten nach dem Berechnungs-Modell für Lebensmittelkontrollen abgeführt werden. Das entspräche derzeit etwa zehn Millionen Euro, die dem Verbraucherschutz zu Gute kämen.
Spitzenreiter der Produktpalette pestizidbelasteter Lebensmittel sind Paprika mit einem Warenwert von über 100 Millionen Euro, sowie Tafeltrauben, Tomaten und Äpfel mit zusammen 165 Millionen Euro. Besonders Paprika, Trauben und Tomaten sind häufig so hoch mit Spritzmitteln belastet, dass staatliche Grenzwerte überschritten werden. Neben Greenpeace fordert auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), dass die Lebensmittelwirtschaft die Einhaltung der Rückstands-Höchstmengen garantiert.
"Großkonzerne wie Aldi, Edeka, Lidl, Metro, Rewe und Tengelmann vermarkten 90 Prozent des Frischobstes und Gemüse", sagt Hofstetter. "Saubere Anbieter wie Bio-Lebensmittel-Händler werden im Wettbewerb mit diesen Konzernen, die das Gesetz ignorieren, massiv benachteiligt."
Nach der repräsentativen GfK-Umfrage (Februar 2007) zu Pestiziden in Lebensmitteln fordern deutsche Verbraucher zudem mehr Transparenz: 91 Prozent der Befragten wollen, dass staatliche Behörden die Namen von Unternehmen veröffentlichen, die zu stark pestizidbelastete Ware verkaufen.
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