Hamburg, 22.03.2006 - Erstmals distanzieren sich sieben Molkereien von dem umstrittenen Gen-Mais-Anbau in Deutschland, darunter Ehrmann und Berchtesgadener Land. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Greenpeace-Umfrage bei Milchunternehmen zur bevorstehenden Anbausaison. Der Umfrage zufolge schließen aber neun der zehn größten deutschen Molkereien, darunter Marktführer wie Campina/Landliebe und Müller-Milch, den Anbau von Gen-Mais und seine Verfütterung an Milchkühe bei ihren Vertragslandwirten nicht aus.
Ab April wollen Landwirte und Forschungseinrichtungen auf etwa 1900 Hektar Gen-Mais in Deutschland anbauen. Das sind 0,1 Prozent der deutschen Maisanbaufläche. "Der Anteil an Gen-Mais in Deutschland wird so gering sein, dass der Verzicht in der Kuh-Fütterung ein Kinderspiel ist", sagt Alexander Hissting, Gentechnik-Experte von Greenpeace. "Es ist völlig unverständlich, dass die großen Molkereien nicht mal diesen kleinen Schritt tun wollen. Damit ignorieren sie stur den Wunsch der Verbraucher nach Milchprodukten ohne Gen-Fütterung." Greenpeace fordert Lebensmittelhersteller und Molkereien auf, mit den zuliefernden Landwirten eine Tierfütterung ohne Gen-Pflanzen zu vereinbaren.
Von den sieben Molkereien, die Gen-Mais vermeiden wollen, verzichten sogar drei Firmen vollständig auf Gen-Pflanzen im Futtertrog der Milchkühe. Berchtesgadener Land, Andechser Molkerei und die Upländer Bauernmolkerei haben dies mit ihren Landwirten vereinbart. Auf Gen-Mais verzichten Ehrmann, Gropper, Meierei Trittau und die Molkereigenossenschaft Hohenlohe-Franken. Laut der Greenpeace-Umfrage unternehmen folgende Firmen nichts gegen den Anbau von Gen-Mais: Nordmilch, Hochwald, Müller Milch, Campina/Landliebe, MUH, Omira, BMI, Ammerland und Goldsteig. Die Humana Milchunion will sich zwar im Einzelfall bei ihren Landwirten gegen Gen-Mais einsetzen, dies aber nicht verbindlich regeln.
Campina/Landliebe erklärt, dass bereits letztes Jahr zwei ihrer Landwirte Gen-Mais angebaut haben. Angeblich soll er aber nicht an die Milchkühe verfüttert werden. "Campina fährt einen absurden Schlingerkurs", wirft Hissting dem Molkereikonzern vor. "Anbau von Gen-Mais ja, Fütterung nein? Davon kann Campina niemanden überzeugen."
Mais wird in Deutschland überwiegend zu Silage (Gärfutter) verarbeitet und an Kühe verfüttert. Auch wenn Gen-Mais im Futtertrog landet, muss die so erzeugte Milch keine entsprechende Kennzeichnung tragen. Mit dem Kauf der meisten Milchprodukte müssen Verbraucher daher ungewollt den Anbau von Gen-Pflanzen unterstützen.
Der auch in Deutschland angebaute Gen-Mais MON810 der Firma Monsanto produziert ein Gift, das auf Schädlinge wie den Maiszünsler tödlich wirkt. Das Bt-Gift kann jedoch auch geschützte Insekten schädigen und sich im Boden anreichern. Die Schweiz, Österreich, Ungarn, Griechenland und Polen haben den Anbau des Gen-Maises bereits verboten.
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