Tote Meerestiere klagen an: "Leben ist kein Abfall"

Greenpeace protestiert in München gegen Fischereipolitik

München, 24. 8. 2004 – Mit mehreren tausend toten Meerestieren protestieren Greenpeace-Aktivisten heute auf dem Marienplatz in München gegen die derzeitige Fischereipolitik und für die Einrichtung von Meeresschutzgebieten in Nord- und Ostsee. Die Umweltschützer präsentieren die toten Tiere auf Tischen vor dem Rathaus, auf einem Banner steht: "Leben ist kein Abfall."

Bei den toten Meerestieren handelt es sich um so genannten Beifang. Die rund 11.000 Tiere waren am 11. August von einem einzigen Fischkutter nach zwei Stunden Fangzeit in der Nordsee tot als Abfall aussortiert worden. Normalerweise wird der Beifang, der über die Hälfte eines Fanges ausmachen kann, über Bord geworfen. Aktivisten an Bord des Greenpeace-Schiffes „Esperanza“ hatten ihn aber eingesammelt. Zum Beifang zählen Rochen, Baby-Schollen, kleine Wittlinge, Seeigel, Muscheln und Krebse, die sich nicht verkaufen lassen. Jährlich sterben allein in der Nordsee rund 700.000 Tonnen Meerestiere als Beifang.

„Neben einer Seezunge müssten neun Teller mit Beifang stehen, um das Ausmaß der Verschwendung zu zeigen“, sagt Thilo Maack, Meeresbiologe bei Greenpeace. „Diese sinnlose Vernichtung der Fischbestände muss beendet werden.“ Greenpeace fordert, 40 Prozent von Nord- und Ostsee unter Schutz zu stellen. In den Schutzgebieten soll die Fischerei verboten sein. „Nur große Schutzgebiete, in denen die Fischerei ausgeschlossen ist, bietet den Lebensräumen und ihren Bewohnern die Chance zu Erholung“, erklärt Maack.

Die gezeigten Tiere wurden von den Grundschleppnetzen eines 40 Meter langen Fischkutters gefangen. Bei dieser Art des Fischfangs schleifen Eisenketten vor den Öffnungen der Netze über den Meeresboden. Wird das Netz durch das Wasser gezogen, scheuchen die Eisenketten Fische und andere Meeresbewohner auf. Jeder Quadratmeter Nordseeboden wird so jedes Jahr mehrmals durchgepflügt.

Die Demonstration in München ist Teil der Meeresschutz-Kampagne, an der insgesamt sechs europäische Greenpeace-Büros beteiligt sind. Zur Zeit ist das Greenpeace-Schiff „Esperanza“ auf Kontrollfahrt auf der Doggerbank in der zentralen Nordsee. Es dokumentiert dort die Zerstörung dieser ehemals artenreichen Meeresregion. Die Doggerbank ist eines von sieben Gebieten, die Greenpeace in der Nordsee schützen will.

In den von Greenpeace geforderten Schutzgebieten in Nord- und Ostsee sollen neben Fischerei auch Öl- und Gasförderung sowie Sand- und Kiesabbau verboten werden. Nur mit diesen umfassenden Maßnahmen können die Fischbestände geschützt werden und auch der Fischerei langfristig das Überleben sichern.

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