Hamburg, 14. 9. 2004 – Greenpeace bewertet den vorliegenden neuen Entwurf des Energiegesetzes als nicht ausreichend, um den Gefahren des Klimawandels zu begegnen. Zu dem Gesetz, das demnächst in Bundestag und Bundesrat beraten wird, veröffentlicht die Umweltschutzorganisation heute eine Beurteilung und eigene Vorschläge. Wesentlich ist demnach eine Förderung von Kraftwerken mit hohem Wirkungsgrad, eine verbraucherfreundliche Kennzeichnungspflicht für Strom und eine wirksame Regulierung der Stromnetze.
„Klimaschutz und Effizienzsteigerung tauchen in den Zielen des Gesetzes nicht auf“, so Jörg Feddern, Energieexperte von Greenpeace. „Das Gesetz muss die Richtung vorgeben - weg von klimaschädlicher Kohle hin zu umweltfreundlicher Energieerzeugung.“
Wesentlich für die Energiepolitik ist die Erneuerung des deutschen Kraftwerkparks, die in den nächsten Jahren ansteht. Würde das Gesetz neben den Erneuerbaren Energien zum Beispiel auch Gaskraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung mit deutlich besseren Wirkungsgraden als herkömmlichen Kohlekraftwerken den Vorrang einräumen, könnten damit klimaschädliche Braunkohlekraftwerke verhindert werden. Jedes große Braunkohlekraftwerk belastet das Klima jährlich mit bis zu 24 Millionen Tonnen Kohlendioxid, und das für seine gesamte Laufzeit von dreißig bis vierzig Jahren.
Zwar sieht das neue Gesetz eine Kennzeichnungspflicht für Strom vor. Doch geht diese nicht weit genug. Nach Ansicht von Greenpeace ist es notwendig, dass alle Anbieter ihren Strommix nach einheitlichen Vorgaben bis ins Detail aufschlüsseln müssen. "Der Verbraucher klar zwischen sauberem und umweltschädlichen Strom wählen können", fordert Feddern.
Sechs Jahre lang hat die Bundesregierung versäumt, die Netzgebühren für die Durchleitung von Strom unter staatliche Kontrolle zu stellen – mit drastischen Auswirkungen auf Verbraucher und die Wettbewerbschancen von unabhängigen Energiefirmen, die auch Ökostrom anbieten. „Manche Energiekonzerne verdienen sich mit den Durchleitungsgebühren eine goldene Nase“, erklärt Feddern. So bezahlt ein fremder Anbieter zum Beispiel allein für die Netznutzung in Sachsen-Anhalt bei dem dortigen Unternehmen 11 Cent pro Kilowattstunde, in Würzburg hingegen nur 6,9 Cent für die Kilowattstunde. „Wer das Netz hat, hat die Macht“, so Feddern, „die Macht, die Preise zu diktieren und die Verbraucher abzuzocken. Um das zu ändern, brauchen wir eine starke, unabhängige Regulierungsbehörde."
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
vCard herunterladen
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
vCard herunterladen
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
vCard herunterladen
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/207099-neues-energiegesetz-wird-klimaschutz-nicht-gerecht/Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace zum Verhandlungsstand der Weltklimakonferenz
Vor Beginn der entscheidenden Verhandlungswoche der Weltklimakonferenz in Belém, zieht Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland, Zwischenbilanz:
Greenpeace lädt ein zum Tag des offenen Heizungskellers am 15. November 2025
Mehr als 150 Privatleute in rund 90 Kommunen laden deutschlandweit am 15. November 2025 zum „Tag des offenen Heizungskellers“ ein.
Greenpeace zum World Energy Outlook der IEA
Die Internationale Energiebehörde (IEA) geht in ihrem heute veröffentlichten World Energy Outlook von einer sich beschleunigenden globalen Energiewende aus.
Greenpeace zeigt mit Simulation : Havarie des Öltankers “Eventin” hätte Ostsee-Ökosysteme schwer beschädigt
Eine Havarie des russischen Öltankers “Eventin”, der im vergangenen Januar stundenlang manövrierunfähig vor der Insel Rügen trieb, hätte die Küsten der Ostseeanrainerstaaten ökologisch schwer besch...
Greenpeace zu Kohlenstoffspeichergesetz im Bundestag
Die Koalitionsfraktionen sind sich einig, CCS an Gaskraftwerken zuzulassen. Hier wird eine Risikotechnologie gegen alle Einwände durchgeboxt, damit die Gasindustrie ihr Geschäftsmodell nicht ändern...