Curitiba/Brasilien, 31.03.2006 - Die UN-Konferenz über Biologische Vielfalt (CBD), die heute im brasilianischen Curitiba zu Ende geht, ist auf ganzer Linie gescheitert. Die 188 Mitgliedsstaaten werden es nicht schaffen, das Artensterben in Urwäldern und Meeren zu verringern.
"Diese Konferenz ist wie ein großer Dampfer inmitten eines Unwetters - ohne Kapitän und ohne Treibstoff", sagt Martin Kaiser, Leiter der Greenpeace-Delegation auf der CBD. "Es ist kein Geld in Sicht, mit dem Schutzgebiete in Urwäldern und auf der hohen See finanziert werden könnten. Es gibt keine Maßnahmen gegen den illegalen Holzeinschlag und den Handel mit illegal gefälltem Holz. Auch die Biopiraterie, der Klau genetischer Ressourcen, wird ungebremst weiter gehen."
Australien, Neuseeland und Kanada haben - unter dem Druck der USA, die die CBD gar nicht ratifiziert haben - durchgesetzt, dass es keine Zeitlimits im Kampf gegen Biopiraterie gibt. "Damit wollen sich diese Länder Zeit erkaufen, in der ihre Pharma- und Gentechnikkonzerne sich im Rahmen der Welthandelsorganisation Patente auf Pflanzen und genetische Ressourcen sichern können. Die Industrie will weiter die Artenvielfalt nutzen und Gewinne einstreichen, ohne den Ursprungsländern einen Ausgleich zahlen zu müssen", sagt Kaiser.
Während der letzten CBD-Konferenz 2004 in Malaysia haben sich die Mitgliedsstaaten darauf geeinigt, ein globales Netzwerk von Schutzgebieten einzurichten, um die Artenvielfalt der Erde zu schützen. "Die Industriestaaten haben dazu nicht ansatzweise Geld auf den Tisch gelegt. Im Gegenteil: Die USA als Hauptgeldgeber des Klima- und Artenschutzfonds haben angekündigt, ihren Beitrag zum Artenschutz zu halbieren. Auch der Gastgeber Brasilien hat keine neuen kreativen Finanzierungswege für den Artenschutz vorgeschlagen. Damit sägen die Politiker am Ast, auf dem unsere Kinder sitzen", sagt Kaiser.
Zu Beginn der CBD-Konferenz hatte Greenpeace Karten über die letzten intakten Waldlandschaften der Erde und über notwendige Schutzgebiete in der Hohen See vorgelegt. Um ein Netzwerk von Schutzgebieten in Urwäldern und Meeren zu finanzieren, fordert Greenpeace, alle umweltschädlichen Subventionen in Landwirtschaft, Fischerei und Forstindustrie abzubauen und umzuleiten sowie Umweltsteuern zum Beispiel auf den Luft- und Schiffsverkehr einzuführen.
Auf dieser Konferenz gab es auch keine Fortschritte im Kampf gegen illegalen und zerstörerischen Holzeinschlag und Fischerei. "Vor allem Australien blockiert ein Verbot der extrem zerstörerischen Fischerei mit Grundschleppnetzen in der Hohen See. Hier waren Industrie-Interessen mal wieder wichtiger als der Schutz der marinen Artenvielfalt", sagt Karen Sack, Greenpeace-Meeresexpertin. Im Bereich Urwaldschutz hat sich der brasilianische Präsident Lula gegen jede Zusammenarbeit auf regionaler und internationaler Ebene gewehrt - obwohl Holzfäller, Viehzüchter und Sojafarmer immer weiter in den Amazonas-Urwald vordringen.
Fortschritte gab es nur bei der biologischen Sicherheit. Das Moratorium zur Terminator-Technologie ist gesichert. Auch gentechnisch veränderte Bäume dürfen nicht mehr kommerziell gepflanzt werden, bis die Vertragsstaatenkonferenz 2008 grundsätzlich darüber entscheidet.
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