Hamburg, 27. 9. 2004 – Die gesetzlich erlaubten Höchstmengen für Pestizidrückstände in Obst, Gemüse und Getreide wurden in den letzten fünf Jahren in Deutschland von den zuständigen Ministerien massiv angehoben. Seit Einrichtung des Verbraucherministeriums in 2001 hat sich diese Tendenz sogar noch verschärft: Kam es im Jahr 2000 zu 177 Anhebungen, waren es im Jahr 2003 mit 319 fast doppelt so viele. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Pestizide am Limit", die das Greenpeace-EinkaufsNetz heute in Berlin vorstellt. 15 Greenpeace-Aktivisten protestieren vor dem Verbraucherministerium mit drei übergroßen Äpfeln, in denen Giftspritzen stecken. Sie wollen die Studie an Ministerin Künast übergeben.
Zu den zehn Pestiziden, bei denen die Grenzwerte am stärksten heraufgesetzt wurden, gehören acht besonders gesundheitsgefährdende Agrargifte. Diese Pestizide können Krebs auslösen, das Hormon- und Fortpflanzungssystem beeinträchtigen und Gewässerorganismen schädigen. Insgesamt wurde in 59 Prozent der pflanzlichen Lebensmittel das zulässige Pestizidlimit erhöht und nur in 41 Prozent abgesenkt.
Die Anhebungen der Grenzwerte fielen zudem deutlich stärker aus als die Absenkungen. So wurde der Höchstwert für das als potentiell krebserregend eingestufte Fungizid Clorthalonil in Hopfen um das 5000fache herauf gesetzt. Bei Bananen wird den Verbrauchern im Schnitt die zusätzliche Aufnahme von jährlich 0,3 Gramm Pestiziden pro Kopf zugemutet.
"Frau Künast hat uns "Klasse statt Masse" versprochen. Statt dessen bekommen wir höhere Grenzwerte und immer mehr Agrargifte im Essen", sagt Manfred Krautter, Chemie-Experte von Greenpeace. "Selbst die vielfach angehobenen Höchstwerte werden in Obst und Gemüse immer häufiger überschritten, so dass die Pestizidbelastung der Verbraucher massiv ansteigt. Dies ist eine Blamage für den Verbraucherschutz von Frau Künast. Lediglich Bioware ist in der Regel frei vonPestizidrückständen."
Wie Untersuchungen der EU und von Greenpeace zeigen, ist Obst und Gemüse immer stärker mit Pestiziden belastet. Gesundheitsschäden schließt auch EU-Verbraucherkommissar David Byrne nicht mehr aus. Deswegen fordert Krautter: "Nach dem von der EU angestrebten Vorsorgeprinzip müssten die gesetzlichen Pestizidgrenzwerte in allen Lebensmitteln - wie bei Babynahrung - auf 0,01 mg/kg abgesenkt werden. Allein in Deutschland werden jährlich über 30.000 Tonnen Pestizide verspritzt. Ein wirksames Pestizid-Reduktionsprogramm des Ministeriums ist überfällig. Das angekündigte Verbraucherinformationsgesetz muss kommen, damit Verbraucher erfahren, welche Supermärkte gesetzeswidrig zu hoch belastete Produkte verkaufen. Auch die Lebensmittelkontrollen müssen massiv verschärft werden."
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